Nach einer 35-minütigen Bummelfahrt per Badner-Bahn kommt man ziemlich entspannt in Maria Enzersdorf, Südstadt an, vorausgesetzt man bestieg den Zug in Wiens Zentrum. Das Gelände präsentiert sich dem Besucher als schier endloses Sportgelände mit unzähligen Hallen und Plätzen. Ideale Bedingungen also für einen Verein. Sportliche Erfolge können in diesem Fall gar nicht ausbleiben, möchte man denken, doch die Geschichtsbücher wissen nicht nur Positives von der "grauen Maus" Admira zu berichten. Erst Ende Februar dieses Jahres stimmten die Gläubiger dem Zwangsausgleich gegen VfB Admira Wacker Mödling zu, die Gesamtschulden betrugen 2,8 Millionen Euro. Der Ausgleich war finanzierbar, weil Personal-Dienstleister Trenkwalder die fehlenden Mittel zur Verfügung stellte...

Foto: derStandard.at/Hirner

Mitte März 2008 hat der Vorstand des ASK Schwadorf, damals Achter der Red-Zac-Erste-Liga, einstimmig die Umbenennung des Clubs in "Trenkwalder Sportklub Admira Schwadorf" beschlossen. Die Meisterschaftsspiele wurden ab dem Frühjahr in der Südstadt ausgetragen. Fast sämtliche Werbeflächen des schmucken Stadions südlich von Wien weisen nun unübersehbar auf den neuen Geldgeber hin. Im Sommer soll dann der Transfer des Chefs samt Bundesliga-Lizenz von Schwadorf nach Maria Enzersdorf in die Südstadt erfolgen. Es handelt sich damit um eine Standort-Verlegung eines Vereins, wie dies auch Frank Stronach mit dem SC Schwanenstadt und seinem FC Magna in Wr. Neustadt vorbereitet.

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Admira-Fans können auf eine sehr erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken, man wurde acht Mal Meister (1927, 28, 32, 34, 36, 37, 39, 66), nur Rapid (32), Austria (23) und Innsbruck (10) haben mehr Meistertitel gehamstert. Fünfmal durften sich die ehemals Schwarz-Weißen ÖFB-Cupsieger und einmal Supercupsieger nennen. Größte internationale Erfolge waren das Mitropapokalfinale 1934 sowie in jüngerer Vergangenheit das Viertelfinale im Europacup der Cupsieger 1990...

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Die Admira wurde 1905 in Jedlesee im Norden Wiens gegründet und ist seit 1967 in der Südstadt beheimatet. 1971 kam es zur Fusion mit dem ehemaligen österreichischen Meister und Cupsieger SC Wacker. Als Meisterschaftsvierter qualifizierte sich die Admira 1973 unter Trainer Ernst Ocwirk für den UEFA-Cup, doch da wartete in der ersten Runde mit Inter Mailand eine scheinbar unlösbare Aufgabe...

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Doch die Mannschaft gewann das Hinspiel in der Südstadt sensationell durch ein Tor von Kurt Swojanovsky mit 1:0. Beim Rückspiel im Mailänder San Siro-Stadion gingen die italienischen Superstars dann bald mit 2:0 in Führung, wogen sich in Sicherheit, doch Günther Kaltenbrunners Tor zum 2:1 bescherte der Admira den nicht für möglich gehaltenen Aufstieg dank der Auswärtstorregel. In der zweiten Runde kam allerdings das Aus gegen Fortuna Düsseldorf. Einem 2:1-Heimsieg folgte eine 0:3-Auswärtsniederlage...

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Nachdem die Südstädter in den 80er-Jahren stets in der oberen Tabellenhälfte zu finden waren, konnten sie gegen Ende des Jahrzehnts wieder entscheidend in die Titelkämpfe um Meisterschaft und ÖFB-Cup eingreifen. Der Aufschwung war insbesondere dem neuen Admira-Sturm Rodax-Knaller-Schaub zu verdanken, der in den Saisonen 1988/89 und 1989/90 gemeinsam 116 Tore erzielte. 1989 wurde der Klub hinter dem von Ernst Happel trainierten FC Swarovski Tirol Vizemeister und musste sich auch im Cup den Tirolern erst im Finale 2:0 (H) und 2:6 (A) geschlagen geben...

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Im Europacup der Cupsieger erreichte der FC Admira/Wacker 1990 über AEL Limassol und Ferencvárosi TC das Viertelfinale gegen Anderlecht (0:2 und 1:1). Gegen Limassol fielen die Treffer von Schaub, Knaller und Rodax zum 3:0-Heimsieg erst in den letzten 10 Minuten. Eine Saison später setzte sich der Verein gegen Vejle BE und den FC Luzern durch und konnte auch sein Heimspiel gegen den FC Bologna mit 3:0 gewinnen, ehe im Rückspiel das dramatische Ausscheiden kam. Mit einem 0:3 in Italien ging es ins Elfmeterschießen. Knaller konnte zweimal parieren, doch am Ende hieß es 6:5 für Bologna. Zu einer ähnlichen Dramatik kam es im Europapokal der Pokalsieger 1992. Nach dem Aufstieg über Cardiff City verloren die Admiraner gegen den RFC Antwerpen ihr Heimspiel trotz Halbzeitführung mit 2:4 und lagen in Antwerpen bereits zur Pause, mit einem Mann weniger, mit 0:2 zurück. In einer sensationellen zweiten Halbzeit gelangen auswärts noch vier Treffer, so dass eine Verlängerung folgte, in der aber noch das 3:4 für Antwerpen fiel...

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Mit dem Bosman-Urteil im Jahre 1995 ging auch der schlagartige Abwärtstrend des Vereins einher. Dieser hatte sich mit seiner Nachwuchsakademie im Bundessportzentrum Südstadt ein schier unerschöpfliches Reservoir an talentierten Nachwuchsspielern aufgebaut...

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Diese vereinseigenen Spieler waren maßgeblich an den größten Erfolgen des FC Admira/Wacker beteiligt, ihr Verkauf hatte bislang auch dringend gebrauchte finanzielle Mittel gebracht. Die Bosman-Entscheidung erlaubte nun einen ablösefreien Vereinswechsel, was für die Vereinsfinanzen katastrophale Auswirkungen hatte...

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1996 sollte dem „Wiener-Klub“ mit der Umbenennung auf SC Niederösterreich Admira/Wacker eine neue niederösterreichische Identität verschaffen werden, so hatten es die oberflächlichen Pläne von Landeshauptmann Erwin Pröll zumindest vorgesehen. Die geplante Fusion mit St. Pölten kam nicht zustande. Der SCN belegte in seiner einzigen Saison allerdings nur den letzten Tabellenplatz und entging dem Abstieg nur durch die nach dem Saisonende beschlossene Fusion der beiden Linzer Großklubs LASK und FC Linz. Der Verein erbte somit den Relegationsplatz des FC Linz und setzte sich gegen den Zweiten der zweiten Liga, den SK Vorwärts Steyr mit 5:1 durch.

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1997/98 gab es ein Einsehen, dass die Region vom Fanpotential her keine zwei Vereine vertrug, also wurde die Fusion mit VfB Mödling zu VfB Admira Wacker Mödling beschlossen. In den Jahren 1999 bis 2001 musste man Zweitklassigkeit erdulden, der Sensationstransfer von Vladimir Jugovic, der überraschend in der Saison 2003/04 unter Vertrag genommen werden konnte, sorgte zwischendurch für Aufsehen, dennoch fand sich der Verein meist in der unteren Tabellenhälfte wieder und stieg auch 2006 in die Erste Liga ab. In der Saison 2006/07 verließen viele Spieler den Verein. Mit einer jungen Mannschaft war man von Anfang an in den Abstiegskampf involviert. Im Laufe der Saison wurde Trainer Hubert Baumgartner durch Ernst Baumeister ersetzt. Der Verein schaffte nur knapp den Klassenerhalt, für die Lizenz reichte es jedoch nicht und so musste die Admira erstmals in die drittklassige Regionalliga Ost absteigen. (hon)

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