Olivia Nemethova erhielt den Fehrer-Preis für eine Dissertation über Übertragungstechniken.

Foto: privat
Olivia Nemethova nimmt es gelassen, als Elektroingenieurin nicht selten Subjekt klischeebedienender Bemerkungen zu sein. Ihre akademischen Arbeiten sprechen eine andere Sprache, dafür wurde sie stets gelobt, was die 31-jährige mit einer sorgfältigen Themenwahl streng nach persönlicher Interessenslage begründet, denn das macht sie neugierig auf Ergebnisse.

Die Compact Disc (CD) und das Handy hat Olivia Nemethova bereits beforscht. Ihre Dissertation widmete sie der verbesserten Übertragung von Videos auf das Mobiltelefon. Ziel war es, Verfahren zu entwickeln, um Fehler an der Funkschnittstelle nicht auf die Bildqualität am Display durchschlagen zu lassen.

Dafür erhielt sie Ende 2007 den Dr. Ernst-Fehrer-Preis. Diese Auszeichnung fördert praktisch verwertbare Forschungsergebnisse junger Wissenschaf- terinnen und Wissenschafter.

Derzeit bereitet sie sich als Patentingenieurin in einer Münchner Kanzlei auf die Zulassung zur Patentanwältin vor. Eine gänzlich neue Perspektive auf ein Thema, dass sie bisher nur aus der Sichtweise der mehrfachen Patentinhaberin kannte. "Ich brauche Abwechslung", meint Nemethova. In München ist sie näher am Europäischen Patentamt. Bier und Brezen ist sie auch nicht abgeneigt.

Basierend auf vorliegenden Erfindungen formuliert sie derzeit wasserdichte Patent-Anmeldungen und verteidigt sie. Sie nennt die Dinge gerne beim Namen, wie sie selbst betont.

Geboren in Bratislava, besuchte sie eine Schule mit Schwerpunkt Mathematik, Physik und Programmieren, von wo es nur ein kleiner Schritt an die dortige Technische Universität war.

Pionierarbeit

Die diplomierte Elektroingenieurin belegte Telekommunikation in der Geburtsstunde des digitalen Mobilfunks und leistete während des Booms Pionierarbeit am UMTS-Standard bei der slowakischen Tochter der Siemens PSE. Für die Dissertation folgte sie ihrem Mann nach Wien, wo sie am Institut für Nachrichtentechnik der TU ihren Wunscharbeitsplatz fand - unterbrochen von einem Forschungsaufenthalt in Frankreich - und wieder mit der Mobilfunkbranche intensiv zusammenarbeitete. Sprachlich war das durchaus eine Herausforderung, aber inzwischen hat Olivia Nemethova keine Verständigungsprobleme mehr. Hilfreich dabei war sicher, dass sie sehr gerne Sprachen lernt.

In ihrer Freizeit treibt die Forscherin ganz gern Sport, besucht technische Museen oder geht spazieren, wobei sie Leute und Dinge beobachtet. Privat ist sie außerdem kein Technikfreak, der neue Technologien als erster anwenden muss. Olivia Nemethova kauft nur, was sie auch tatsächlich benutzt, aus diesem Grund hat sie nicht einmal einen Fernsehapparat zu Hause stehen.

Die Compact Disc hat inzwischen beinahe ausgedient, über neue Entwicklungen hält sie sich mit Fachzeitschriften auf dem Laufenden. Die Welt verstehen wie die Natur- und Geisteswissenschafter? Olivia Nemtehova gefällt eher der Gedanke als Technikerin die Welt mit zu "erschaffen".

Auch eine nicht ganz uninteressante Aufgabe. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 23.4.2008)