Romakos Porträt der Gräfin Maria Magda Kuefstein wurde 2003 restituiert.

Foto: Katalog
Wien – Die Brüder Eisler in Brünn arbeiteten eng zusammen: Arthur, Ingenieur und Stadtbaumeister, leitete zusammen mit Moritz ein Bauunternehmen, das die Entwürfe von Otto, einem funktionalistischen Architekten, umsetzte. Moritz und Otto Eisler teilten auch die gleiche Vorliebe: Sie besaßen eine umfangreiche Pinakothek.

Nach dem Einmarsch der NS-Truppen 1939 wurden die Brüder aus rassischen Gründen deportiert; Arthur (geboren 1887) kam im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben. Die Gemäldesammlung von Moritz (1888–1972) und Otto Eisler (1893–1968), die den Holocaust überlebten, wurde von der Gestapo beschlagnahmt. Zumindest drei thematisch zusammenhängende Bilder von Anton Romako kamen 1941 nach Österreich: Vita Künstler, "Ariseurin" der Neuen Galerie in Wien, erwarb sie von einem angeblich "unbekannten Mann". In der Folge verkaufte sie das Porträt der Grafin Maria Magda Kuefstein um 4000 Reichsmark der Österreichischen Galerie im Belvedere.

Bereits 1968 war dieses Gemälde Teil der offiziellen Forderung des damaligen tschechoslowakischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten auf Restitution von Kulturgütern, die in der NS-Zeit nach Österreich verschleppt worden waren. Zu einer Rückgabe kam es allerdings nicht.

Aufgrund des Rückgabegesetzes 1998 wurde vom Belvedere auch dieser Fall recherchiert. Im Sommer 2001 empfahl der Rückgabebeirat der damaligen ÖVP-Kulturministerin Elisabeth Gehrer, das Bild an die Erben nach Moritz und Otto Eisler auszufolgen. 2003 wurde es auch zurückgegeben.

Die anderen beiden Bilder, Gräfin Kuefstein an der Staffelei und Burg Greillenstein, befinden sich jedoch noch immer in Wien – in der vom Staat finanzierten Privatstiftung Leopold: Rudolf Leopold, Direktor des gleichnamigen Museums, kaufte das Bildnis der Gräfin 1954 von der Neuen Galerie der Stadt Linz an, die über den NS-Kollaborateur und Kunsthändler Wolfgang Gurlitt in dessen Innehabung gekommen war. Und die Ansicht der Burg von Graf Ferdinand Kuefstein erstand Leopold laut eigenen Angaben in den späten 80er-Jahren in der Wiener Kunsthandlung Giese & Schweiger.

In der Provenienzdatenbank der Leopold Privatstiftung wird die Herkunft der beiden Ölgemälde und auch die „Entziehung in Brno/Brünn (durch Leopold Gahleitner, Gestapo)“ zwischen 1939 und 1941 nicht verschwiegen. Aber obwohl man seit mehreren Jahren über die Provenienz Bescheid weiß, sah man bisher keinen Handlungsbedarf.

Die Wiener Restitutionsforscherin Sophie Lillie macht auf diesen Fall in einem Beitrag "zum Thema Raubkunst" in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nu aufmerksam. Gegenüber dem Standard vertritt sie die Meinung: "Das Bildnis aus der Österreichischen Galerie wurde aus triftigen Gründen zurückgegeben. Auch diese beiden Bilder gehören daher restituiert."

SPÖ-Kulturministerin Claudia Schmied kündigte zwar vor vier Wochen an, dass in Hinkunft auch die Stiftung Leopold zur Restitution verpflichtet werden soll. Allerdings ist der Weg bis dahin ein mühsamer: Zunächst sollen zwei Jahre lang die Provenienzen von zwei unabhängigen Historikern erforscht werden (was im Fall Eisler nicht notwendig wäre, da ein Dossier des Belvedere vorliegt). Gegenwärtig verhandelt Sektionsleiter Michael Franz mit dem Stiftungsvorstand die Formalitäten aus; konkrete Ergebnisse konnten bisher allerdings keine erzielt werden. Denn Rudolf Leopold möchte unter anderem bei der Bestellung der zwei Provenienzforscher mitbestimmen. Das Ministerium hingegen, das die Historiker bezahlt, will sich nicht dreinreden lassen.

Wenig kooperativ verhielt sich das Leopold Museum auch gegenüber dem Standard: Es stellte – wie bei allen Fällen mit Verdacht auf Raubkunst – keine Abbildungen der Romako-Gemälde zur Verfügung. Doch es gibt einen Katalog: 1992 lieh Leopold die Bilder dem Belvedere für eine Romako-Schau. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 4. 2008)