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Dass man sich in Zeiten einer globalen terroristischen Bedrohung in einem der erfolgreichsten Videospiele in der Rolle eines islamischen Attentäters im Nahen Osten wiederfindet, mag subversiv erscheinen. Dass es dabei aber weniger um Ideologie oder Provokation geht, eröffnet ein genauerer Blick auf Assassin's Creed, das nach langer Wartezeit nun auch verbessert den PC-Nutzern als "Director's Cut Edition" vorliegt.

Keine Sprengstoffgürtelträger

Die im Orient des 12. Jahrhunderts angesiedelten Szenarien des Erwachsenenspiels verweisen nicht auf gegenwärtige Sprengstoffgürtelträger, sondern auf stilisierte Mittelalterromantik. Wohl um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen, erscheint gleich nach Spieleinstieg ein Schriftzug, wonach das "fiktive Werk von einem multikulturellen Team Angehöriger verschiedener Religionen erschaffen" wurde.

Historische Assassinen

Die historischen Assassinen, eigentlich eine militante Sekte radikaler Ismailiten mit umstürzlerischen Bestrebungen, werden im Spiel zu einer Bruderschaft, die Morde um des Friedens Willen verübt - vor allem an der genauso mysteriösen Gruppe der Templer. Trotzdem orientiert sich die Handlung für eine Mainstreamproduktion recht nah am realgeschichtlichen Hintergrund.

Interaktiv

Als weißberockter Assassine mit Namen Altair (Bild) schleicht man in gelungen wiedergegebener Atmosphäre des mittelalterlichen Jerusalem oder Akkon durch Menschenmengen, die interaktiv auf die Handlungen der Spielfigur reagieren. Mittels Akrobatikeinlagen, Versteckspiels und gezielten Einsatzes von Hieb- und Stichwaffen soll eine Zielperson gefunden und ausgeschaltet werden. - Und natürlich darf man nicht erwischt werden. Mit diesem Spielprinzip muss man sich aber auch zufriedengeben, denn Abwechslung und Variationen im Gameplay bleiben bescheiden.

Rückkehr der Abenteuer

Assassin's Creed markiert gemeinsam mit dem ebenfalls aufsehenerregenden PS3-Spiel Uncharted: Drake's Fortune (Sony) eine Rückkehr der Abenteurer in den Games-Mainstream und eine Weiterentwicklung des Action-Adventure-Genres in der Tradition von Tomb Raider oder Prince of Persia. Publisher Ubisoft hilft das Meuchelspiel als Spitzentitel in Zeiten der Marktkonzentrierung zu bestehen. Von den schon vor einigen Monaten erschienenen Xbox- und PS3-Versionen wurden bereits über fünf Millionen Stück verkauft. Und Produzentin Jade Raymond wurde als attraktive Frau in der männlich dominierten Branche im Zuge der Promotion von "Assassin's Creed" zum Star der Videospielszene stilisiert. Ab 18 Jahren, ca. 45 Euro für die PC-Version, ca. 55 Euro für XBox 360 und PS3.

Angespielt

  • Lost - Das Spiel Wer sich schon in der Fernsehserie verloren hat, kann sich im Spielableger wiederfinden. Der Flugzeugabsturz auf der mysteriösen Südseeinsel hat hier eine Aneinanderreihung von Rätsel- und Actionsequenzen zur Folge. Schön anzusehen, aber nicht sehr einfallsreiche Herausforderungen. Ubisoft, ab 12 Jahren für PC, Xbox 360, PS3, ca. 40 Euro

  • Devil May Cry 4 Den weißhaarigen Dante und Newcomer Nero beim traditionellen Dämonenvertilgen per Schießen, Schlagen, Hacken, Wirbeln, Springen (...) zu steuern, wird mit besonders schön animierten Zwischensequenzen belohnt. Viele verschiedene Waffen wollen stilvoll kombiniert sein. Capcom, ab 16 Jahren für PC, Xbox 360, PS3, ca. 50 Euro. (Alois Pumhösel/DER STANDARD, Printausgabe vom 19.4.2008)