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"Onkel" Georg prüfte, was in Herberstein verwertet werden könnte.

Foto: APA/Schloss Herberstein

Graz – Max kann einige Wochen durchatmen. Seine Causa wurde im "Herberstein-Prozess" am Donnerstag vorerst ausgeschieden. Der 31 Jahre alte Sohn von Andrea Herberstein – er fungierte als Geschäftsführer in Herberstein – muss sich wegen angeblicher Kridaverschleppung verantworten. Zeugen und Beweise zu diesem Thema wurden abgehandelt, jetzt stehen die zentralen Vorwürfe gegen Andrea Herberstein und Ex-Gutsverwalter Heinz Boxan weiter im Mittelpunkt der Gerichtsverhandlung: angeblicher Förderbetrug mit umgeschriebenen Rechnungen und Abgabenhinterziehung. Von diesen Vorwürfen ist Sohn Max, der hagere Investmentbanker, nicht tangiert, er wird später wieder beigezogen.

In hohem Maße von der Causa angesprochen hat sich der vier Grade entfernte Verwandte der Familie, Johann Georg Herberstein, gefühlt. Er war Banker und zögerte eigenen Angaben vor Gericht zufolge keine Sekunde, "der Familie" mit einem Kredit beizuspringen. Es sei wichtig gewesen, "dass wir alle zusammenhalten", als es finanziell eng wurde. 350.000 Euro habe er überwiesen, er habe sogar 650.000 Euro angeboten, später sogar "bis zu einer Million". Als Banker sei er naturgemäß penibel und habe den Herberstein-Betrieb zuvor auf Herz und Nieren geprüft, Vermögenswerte wie Immobilien auf Verwertbarkeit abgewogen, Gutachten und Bilanzen gelesen: "Ich habe mich ausreichend abgesichert gefühlt." Mit dieser Aussage stützte "Onkel Georg" die Verteidigungslinie der Familie, wonach im Grunde immer genug Vermögen und finanzieller Background vorhanden gewesen sei und der Betrieb nie – wie von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen – vor der Insolvenz stand, die nur durch Förderungen abgewendet worden sei.

"Wegen politischer Strömungen verzögert"

Andrea Herberstein verteidigt die finanzielle Misslage im Betrieb immer damit, dass die versprochenen 8,7 Millionen Euro vom Land nicht in vollem Umfang geflossen waren. Landespolitiker hingegen sprachen zuletzt von nur 2,9 paktierten Millionen. Aber auch Georg Herberstein erwähnte nun 8,7 Millionen, die stets Gesprächsgegenstand in der Familie gewesen seien. Es habe sich aber alles "wegen politischer Strömungen verzögert".

Einen nur sehr kurzen Auftritt vor Gericht hatte die jüngste Herberstein-Tochter Felicitas. Sie war ursprünglich als Minderjährige Alleinerbin. Sie entschlug sich der Aussage. Die Aussage verweigert hat überraschend aber auch der langjährige Steuerberater Herbert Wolff-Plottegg. Er war Generalbevollmächtigter und wichtiger Beirat in der Herberstein OEG. Die Staatsanwaltschaft prüft noch eine Mittäterschaft im Zusammenhang mit den Vorwürfen der Abgabenhinterziehung und Kridaverschleppung. Davon betroffen ist auch Beiratsmitglied Thomas Hampson. Der Prozess dauert noch bis mindestens Mitte Juni. (Walter Müller, DER STANDARD - Printausgabe, 18. April 2008)