Der Grüne Christoph Chorherr will mit noch einem "Radl-Highway" in Wien den Anteil des Radverkehrs am Straßenverkehr aufpeppen.

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Im Gegensatz zu Kopenhagen oder München ist der Anteil des Radverkehers am Straßenverkehr in Wien verschwindend gering – das zumindest findet Christoph Chorherr, Verkehrssprecher der Wiener Grünen. Denn während in der dänischen Hauptstadt 38 Prozent des Verkehrs von Radfahrern bestritten werden und in München 15 Prozent, sind es in Wien vier Prozent. Um das zu ändern hat Chorherr Verkehrsstadtrat Rudi Schicker (SPÖ) einen Vorschlag unterbreitet, vorerst jedoch nur medial: Die Bahntrasse zum Nordwestbahnhof soll zu einer "Radlertangente" umgebaut werden und als "Rad-Highway für den Norden Wiens" zur Verfügung stehen, schlug Chorherr vor.

Das Gelände Nordwestbahnhof ist Stadtentwicklungsgebiet. In den kommenden Jahren soll der Bahnhof aufgelassen werden und auf dem Gelände sollen Wohnungen und eine Schule entstehen – und auch eine weitere "Bike City". Bike City I entsteht gerade in der Vorgartenstraße/Walcherstraße im Stadtentwicklungsgebiet Bahnhof Praterstern in der Leopoldstadt. Sie ist so konzipiert, dass nicht pro Wohneinheit ein Garagenstellplatz für ein Auto vorgesehen ist. Somit bleiben Platz und Geld für Radwerkstätten, -verleih, -abstellplätze aber auch große Lifte zur Fahrradmitnahme. Von diesen umweltfreundlichen Siedlungen – übrigens ein rot-grünes Projekt – soll es in Wien mehrere geben.

Von Nussdorf zum Prater

Für den Güterverkehr, der sich über die Gleise vom 20. in den 2. Bezirk zum Güterbahnhof bewegt, würde man die Trasse logischerweise nicht mehr brauchen, wenn er aufgelassen wird, findet Chorherr. Es würde sich also anbieten, die sieben Meter breite Trasse zu einer Straße für Radfahrer, Skater und Spaziergänger zu machen. Die "Rad-Nordosttangente" würde bei Nussdorf an den bestehenden Donaukanalradweg angeschlossen werden und quer durch den 20. Bezirk zum Praterstern führen und in die Prater Hauptallee münden.

Mit diesem zusätzlichen Angebot für Radler wäre man auf dem Weg, den Radleranteil zu verfünffachen um auf 20 Prozent zu kommen, sagt Chorherr. SPÖ-Gemeinderat Siegi Lindenmayr schätzt, dass sich der jetzige Anteil in den kommenden paar Jahren auf acht Prozent verdoppeln könnte. Chorherrs Vorschlag zum Highway findet er "dikussionswürdig", jedoch nur unter der Voraussetzung, dass das Konzept sich in den gesamten Stadtentwicklungsplan einfügen kann. "Planerische Schnellschüsse aus der Hüfte sind oftmals der Sache nicht dienlich", sagte Lindenmayr.

Aus dem Büro von Stadtrat Rudi Schicker gibt es schon Konkreteres: "Chorherr ist auf einen fahrenden Ideenzug aufgesprungen", sagt eine Sprecherin Schickers zum STANDARD. Die ÖBB und die Stadt haben zum Stadtentwicklungsgebiet Nordwestbahnhofgelände einen Ideenwettbewerb durchgeführt, bei dem es Überlegungen gab, das Gelände mit dem Fahrrad erschließbar zu machen. Ergebnisse der Ideensammlung sollen bald präsentiert werden. Bis man dort aber etwas bauen kann, muss der ÖBB-Güterbahnhof erst abgesiedelt werden: zum Güterterminal Inzersdorf und Hafen Freudenau. Letzterer soll schon heuer in Betrieb gehen.

Der "Radler-Highway" im Norden wäre nicht der erste in Wien. Entlang des Wien-Flusses soll es ebenfalls einen geben, derzeit werden noch die Machbarkeitsstudien erstellt. Noch vor dem Sommer will die Stadt das Resultat auf den Tisch legen. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD-Printausgabe, 14.4.2008)