Port-au-Prince - Nach den gewaltsamen Massenprotesten in Haiti gegen die hohen Lebenshaltungskosten hat Präsident Rene Preval eine Preissenkung für Reis angekündigt. Dies sei möglich geworden, weil die Internationale Gemeinschaft Haiti mit drei Millionen Dollar (1,9 Millionen Euro) unterstützt habe, sagte Preval am Samstag in der Hauptstadt Port-au-Prince. Die Hungerkrise forderte indes auch ihr erstes politisches Opfer: Der Senat der Karibikinsel sprach am Samstag Ministerpräsident Jacques Edouard Alexis mit großer Mehrheit das Misstrauen aus.

Der Preis für einen Sack Reis werde von 51 auf 43 Dollar (27,2 Euro) sinken, sagte Preval. Angesichts der weltweit ansteigenden Lebensmittelpreise werde er sich für eine stärkere Produktion im eigenen Land einsetzen, fügte der Präsident hinzu. Eine Senkung der Steuern auf Nahrungsmittel lehnte er jedoch unter Verweis auf die angespannte Budgetlage ab.

16 Senatoren für Premierminister-Abwahl

Seinen Regierungschef Alexis konnte Preval mit der Preissenkung für Reis nicht mehr retten. Im Senat stimmten am Samstag 16 der 17 Senatoren für eine Entlassung des Premiers, dem Versagen in der Nahrungsmittelkrise vorgeworfen wurde. Alexis führte seit Jänner 2006 eine Koalitionsregierung in dem politisch äußerst polarisierten Karibik-Staat, dessen Demokratie nach der jahrzehntelangen Diktatur der Duvalier-Dynastie (1957-1986) äußerst instabil ist. Mehrmals mussten auf Haiti internationale Truppen intervenieren, um einen Umsturz zu verhindern oder rückgängig zu machen.

"Jetzt bin ich an der Reihe", zeigte sich Preval nach der Senatsabstimmung unbeeindruckt, und kündigte Gespräche über die Bildung einer neuen Regierung an. Experten werteten die Abwahl des Regierungschefs als schweren Rückschlag für den langjährigen Mitstreiter des Armenpriesters und haitianischen Präsidenten Jean-Betrand Aristide.

Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Bei Massenprotesten gegen die hohen Preise für Grundnahrungsmittel wurden nach inoffiziellen Angaben innerhalb einer Woche fünf Menschen getötet und 200 weitere verletzt.

UNO-Soldat erschossen

Unterdessen ist am Samstag ein Soldat der Vereinten Nationen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince erschossen worden, wie eine Sprecherin der UNO-Friedensmission mitteilte. Zu den näheren Umständen machte Sophie Boutaud de la Combe keine Angaben.

Bei dem Toten soll es sich um einen Nigerianer handeln. Im Zusammenhang mit gewaltsamen Protesten der Bevölkerung wegen gestiegener Lebensmittelpreise ist es in dieser Woche auch zu Zusammenstößen von Demonstranten mit UNO-Soldaten gekommen. (APA/Reuters/AP)