Gruevski begründete die Flucht nach vorn auch mit dem Willen, die Wirtschaftsreformen voranzutreiben. Die Entscheidung im Parlament fiel am Samstag mit 70 von 120 Stimmen bei keiner Gegenstimme - die Opposition hatte das Parlament zuvor verlassen. Es ist das erste Mal seit der Unabhängigkeit von Jugoslawien im Jahr 1991, dass es zu vorgezogenen Neuwahlen kommt.
"Keine Flucht"
Der 37-jährige Gruevski zählt darauf, dass seine konservative Partei VMRO-DPMNE (Innere Mazedonische Revolutionsorganisation - Demokratische Partei für die Einheit Mazedoniens) bei der vorgezogenen Wahl von guten Umfragewerten profitieren kann. Er betonte, die Neuwahl sei "keine Flucht vor der Verantwortung". Sie würde die Bestrebungen Mazedoniens für eine Aufnahme in die NATO nicht beeinträchtigen.
Der den oppositionellen Sozialdemokraten nahestehende Staatspräsident Branko Crvenkovski hatte vergeblich an die Abgeordneten appelliert, den Neuwahlbeschluss zu überdenken. Crvenkovski wies darauf hin, dass derzeit äußerst bedeutende Entscheidungen für Mazedonien anstünden - wie der Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen oder der NATO-Beitritt. "Die versäumten Chancen kommen nicht zurück", mahnte der Präsident vor einer Gefährdung der NATO- und EU-Annäherung durch vorgezogene Neuwahlen.
Mazedonien hatte sich Anfang April vergeblich um die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der NATO bemüht. Die NATO verlangt von Mazedonien, zuerst seinen Namensstreit mit Griechenland zu lösen. Die mazedonische Delegation hatte aus Protest gegen die Entscheidung den Gipfel verlassen. Griechenland verlangt von der früheren jugoslawischen Republik einen Verzicht auf die Bezeichnung Mazedonien im Staatsnamen, weil es territoriale Ansprüche des Nachbarn auf die nordgriechische Region Makedonien befürchtet.