In Grazer Öffis prangen bald die ersten Pickerln mit durchgestrichenem Handy. Der Bürgermeister will sie höchstpersönlich anbringen.

Foto: Robert Newald
Graz/Wien - Soll das Benutzen von Mobiltelefonen in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten werden? Nach einem Standard-Bericht über diesbezügliche Überlegungen in Linz hat sich eine heftige Diskussion darüber entfacht, ob man Öffi-Benützern das unfreiwillige Mithören fremder Telefongespräche künftig ersparen soll. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) will bereits kommenden Mittwoch, am "Welttag gegen den Lärm", die ersten Pickerln mit durchgestrichenem Mobiltelefon an Bus und Bim anbringen. Extra Kontrollen und Strafen sind aber nicht geplant.

Die SPÖ hält nicht viel von Nagls Vorstoß: Bundesgeschäftsführer Josef Kalina spricht von einer "völlig anachronistischen Idee". Die Grünen können zumindest der Idee, handyfreie Zonen in öffentlichen Verkehrsmitteln einzuführen, etwas abgewinnen und wollen im Nationalrat einen Antrag für die großzügige Einführung solcher Zonen in ÖBB-Zügen einbringen.

Pilotprojekt

Ein solches Ruhezonen-Pilotprojekt läuft derzeit in Salzburg. "Die Reaktionen sind durchwegs positiv", sagt ÖBB-Sprecher Herbert Ofner, "wir können uns eine Ausweitung des Angebots durchaus vorstellen."

Bei den Wiener Linien sind vorerst keine Beschränkungsmaßnahmen in Sachen mobiler Verbalkommunikation angedacht. "Es wird immer wen geben, der sich aufregt, wir appellieren da an die gute Kinderstube", sagt Sprecherin Sandra Stehlik. Außerdem habe man erst vor kurzem das Mobilnetz für Fahrgäste ausgebaut.

In Linz steht das Thema Handyverbot in Öffis bei einer Tagung des Fachverbands für Schienenverkehr im Mai auf der Tagesordnung. Sollte kein Verbot zustande kommen, hat die Linz AG eine Reihe von "Sensibilisierungsmaßnahmen" auf Lager. Sie will Öffi-Benützern mittels Plakatkampagnen und - ausgerechnet - regelmäßigen Durchsagen mehr Ruhe verschaffen. (stem/DER STANDARD-Printausgabe, 12.4.2008)