Die einstige Josefinenhütte bietet jetzt etwas ganz Neues an der Höhenstraße: stilsichere Gemütlichkeit.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Und sehr ordentliche Hüttenküche.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Wenige hundert Meter vom monströsen Parkplatz am Kahlenberg und dem neu hingeklotzten Ausflugsrestaurant hat die einstige "Josefinenhütte" an der Höhenstraße neu aufgesperrt. Sie heißt nun "Hütte am Weg", wurde vom rabiat rustikalen Seventies-Ambiente erlöst und stattdessen mit Witz, Stil und gutem Geschmack neu eingerichtet. Na bum. So etwas war man auf der Höhenstraße, wo die meisten Ausflugswirte sich noch mit Gusto im versifften Charme der Nachkriegsjahre suhlen, bislang gar nicht gewohnt.

Eingang und Schankbereich wurden mit einer Blumentapete der edlen Art herausgeputzt, die vier Stuben in kräftigen Farben ausgemalt und in Salons umbenannt, was angesichts der verspielten, geschmackssicher zusammengefangenen Einrichtung durchaus vertretbar scheint. Neben dem Roten Salon mit massivem Esstisch, Aussicht, Pianino und offenem Kamin bezaubert vor allem der Blaue: dank der schieren preußischen Farbe. Überall brennen einfache, weiße Kerzen, überall stehen Blumen herum, dabei wird gar nix Besonderes gefeiert. Bitte Platz zu nehmen und glücklich zu sein!

Decken im Gastgarten

Im weitläufigen Gastgarten hängen an jedem Stuhl rote Decken, weil das Wetter in Monaten wie diesen bekanntlich schnell einmal ins Kühle umschlägt. Bezaubernd. Und so aufmerksam. Warum gibt es das eigentlich sonst in kaum einem Gastgarten der Stadt? Dazu das Personal, eine bunte Mischung aus Deutschen, Ost- und Westschweizern und ein paar Ösis. Die sind durch die Bank von gänzlich unaufgesetzter Freundlichkeit und sehen in der kühnen Kitteltracht auch noch richtig süß aus.

Na Moment. Geführt wird die Hütte nämlich von Deutschen. Und dass Wiener wie wir uns ausgerechnet von solchernen vortanzen lassen sollen, wie das mit der Gemütlichkeit bei uns aussehen sollte, das war nun wirklich nicht ausgemacht. Ist aber so. Könnte uns zu denken geben.

Nicht einmal in der Küche, die unprätentiöse Hüttenkost zu Kampfpreisen bietet, gibt es Möglichkeit zur Klage: Ob Schweinsbratwürstel mit 1-a-Sauerkraut, Kümmelbraten oder G'röste Erdäpfel mit Speck und Spiegelei, ob Topfentorte oder Apfelstrudel: Alles in einer Qualität, die "der Deutsche" gemeinhin als typisch österreichisch qualifiziert. Dafür danke, Freunde! Aber nicht übermütig werden, weil: Cordoba lebt! (Severin Corti/Der Standard/rondo/11/04/2008)