Howard Carter bei der Öffnung des Schreins, der den Sarkophag des Pharaos ummantelte. "Wunderbare Dinge" bekam der Archäologe während der Erforschung des Grabes zu sehen.

Foto: Burton/Griffith Institute

Ein ungleiches Paar: Howard Carter mit seinem Mäzen George Herbert, dem fünften Earl of Carnarvon

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Wenige Schritte vom Eingang des Grabes Tutanchamuns entfernt, kommt der amerikanische Millionär Theodore Davis zu dem Schluss: "Ich fürchte, dass das Gräbertal jetzt erschöpft ist". Von 1902 bis 1912 machte Davis einige der wichtigsten Entdeckungen im Tal der Könige. Doch als die Funde spärlicher werden, legt er seine Grabungslizenz zurück. Der Irrtum seines Lebens macht den Weg frei für ein ungleiches Paar.

"Habe endlich wunderbare Entdeckung im 'Tal' gemacht; ein großartiges Grab mit unbeschädigten Siegeln; bis zu ihrer Ankunft alles wieder zugedeckt. Gratuliere." Dies telegrafierte der britische Archäologe Howard Carter Anfang November 1922 an seinen Geldgeber Lord Carnarvon, nachdem er den Zugang zu Tutanchamuns Grab freigelegt hatte. Die Entdeckung ist untrennbar mit den Namen der zwei exzentrischen Ausgräber verbunden. Das Duo verschlug es eher zufällig nach Ägypten, zu einer Zeit, als die Archäologie weniger eine Disziplin der Wissenschaft als vielmehr die Spielwiese autodidaktischer Abenteurer im Habitus eines Indiana Jones war.

Howard Carters Weg zur Ägyptologie führte über sein zeichnerisches Talent. Dieses hatte er von seinem Vater geerbt, der als Tiermaler die Rennpferde der britischen Gesellschaft verewigte. Bereits mit 17 Jahren kommt Carter 1891 als Zeichner für den Egypt Exploration Fund nach Ägypten.

Die Tätigkeit führt ihn zu William Flinders Petrie, der zu dieser Zeit gerade in el-Amarna Echnatons Hauptstadt Achetaton ausgräbt. Bei Petrie kann Carter das Archäologenhandwerk erlernen. Er gilt zwar als stur und arrogant, erarbeitet sich aber einen guten Ruf und wird schließlich 1899 vom Chef der Altertümerverwaltung Gaston Maspero zum Chefinspektor für Oberägypten ernannt. In dieser Funktion lässt er einige Gräber im Tal der Könige mit elektrischer Beleuchtung ausstatten.

Später lernt Carter George Herbert, den fünften Earl of Carnarvon, kennen, für dessen Privatsammlung er Antiquitäten erwirbt. Der reiche Lord, der mehr aus Langeweile zum Archäologen wurde, ließ sich von Carter von der Übernahme der Grabungslizenz überzeugen, eine Entscheidung, die ihm Ruhm, aber kein Glück einbringt: Die ägyptischen Behörden verweigern eine Teilung der Funde aus Tuts Grab, keine sechs Monate nach der Entdeckung stirbt Lord Carnarvon 57-jährig.

Zehn Jahre benötigt Howard Carter für die Sichtung der Schätze. Er stirbt 1939 in England an einem Lymphom. (vos/DER STANDARD, Printausgabe, 10.4.2008)