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Andrea Herberstein

Foto: AP/ Markus Leodolter

Graz - Kann man Politikern vertrauen? Eine zentrale Frage im Grazer "Herberstein-Prozess". Sie habe den Versprechungen der steirischen Landespolitiker vertraut, beteuerte Angeklagte Andrea Herberstein am Mittwoch vor Richterin Elisabeth Juschitz. Sie habe darauf vertraut, dass die finanziellen Zusagen für den Ausbau des Tierparks, die unter anderem von Ex-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic gegeben wurden, eingehalten werden.

Freizeitpark - als Leitbetrieb in der Oststeiermark

Die ehemaligen Landesräte Gerhard Hirschmann (VP) und Finanzlandesrat Hans Joachim Ressel (SP) seien extra nach Orlando (Florida) geflogen, um sich über die aktuellen Standards von Freizeitparks zu informieren. Schloss Herberstein sollte in der Folge samt Tierpark zu einem Leitbetrieb in der Oststeiermark hochgepusht werden. 120 Millionen Schilling (8,72 Millionen Euro) seien damals dafür paktiert worden.

Vage Schreiben

Richterin Juschitz hielt Herberstein vor, dass in all den Korrespondenzen nie konkret von jener von ihr genannten Fördersumme von 8,72 Millionen Euro die Rede gewesen sei. Die Schreiben seien alle "sehr vage" gewesen. "Ja, aber es gab immer wieder Gespräche mit Frau Landeshauptmann Klasnic." Herberstein: "Wir hatten schon viel investiert und warteten, dass das Land seine Zusage einhält." Klasnic wird am Dienstag dazu vor Gericht aussagen müssen.

Es flossen dann zwar im Laufe der Jahre tatsächlich Teilbeträge, die finanzielle Situation verschlimmerte sich aber zusehends. 2005 stand eine endgültige Schließung des Tierparkes und ein Totalverkauf des Gesamtunternehmens im Raum. Es gab erhebliche Liquiditätsprobleme, Banken verweigerten eine Ausdehnung der Kreditrahmen.

Konkurs sollte abgewendet werden

Richterin Juschitz bohrte nach, ob auch ein Konkurs zur Sprache kam. "Nein", sagte Andrea Herberstein. Dennoch: Staatsanwalt Johannes Winklhofer blieb dabei: Die Förderung 2004 sei dazu gedacht gewesen, um einen drohenden Konkurs abzuwenden. Herbersteins Kontraposition: Nein, es sei genügend Vermögen vorhanden gewesen, um die Finanzierungslücke durch Verkäufe aus dem Besitz zu schließen. (Walter Müller/ DER STANDARD Printausgabe 10.4.2008)