Norbert Darabos besucht als erster Verteidigungsminister der EU die Soldaten der EUFOR (European Union Force), die seit Anfang des Jahres die Region zwischen dem zentralafrikanischen Staat und dem Grenzland Sudan sichert. Die Militärstreitmacht gilt als Ersatz für die geplante, aber noch nicht einsatzbereite EU-Eingreiftruppe.

Darabos begrüßt nach der Landung österreichische Soldaten.

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Ihn begleiten General-Leutnant Segur-Cabanac, Brigadier Aschauer, Darabos-Pressesprecher Stefan Hirsch und sein außenpolitischer Berater Jürgen Meindl.

Mit dabei mehrere österreichische JournalistInnen, darunter derStandard.at-Redakteurin Saskia Jungnikl, die in regelmäßigen Ansichtssachen von der dreitägigen Reise berichtet. Seien Sie dabei:

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Der erste Blick aus der Luke nach der Landung. Ein Sandsturm peitscht über das Land – er soll angeblich ein bis zwei Tage dauern und könnte unsere für den Abend geplante Weiterreise nach Abeche verzögern. Draußen hat es etwa 45 Grad ohne Sonnenschein. Es ist schwül, die Luftfeuchtigkeit höher als normalerweise; sie kündigt die Regenzeit an, die im Juli beginnt.

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Der Flughafen in N`Djamena. Der Tankwaggon wird von einem Traktor aufs Rollfeld gebracht.

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Das Bild des Präsidenten Idriss Deby hängt in allen öffentlichen Gebäuden und an vielen Häusern der Stadt. Unter diesem hier steht: Präsident und Staatschef der Republik Tschad – seine Position wird oft zweimal angeführt.

In einer umstrittenen Wahl am 3. Mai 2006 wurde Deby zum zweiten Mal im Amt bestätigt, nachdem er im Jahr vorher dazu extra die Verfassung ändern hatte lassen. Ein vom Sudan unterstützter Putschversuch wurde 2006 mit französischer Militärhilfe zurückgeschlagen. Die Rebellen kämpfen seitdem weiter mit dem erklärten Ziel, Deby stürzen zu wollen.

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Die Fahrt geht zunächst vom Flughafen zum Hotel Kempinski. Die Türen müssen von innen verriegelt werden, um zu verhindern, dass sie gewaltsam aufgerissen werden. Es sei zwar noch nie etwas passiert, das könne aber jederzeit kommen, meint der Fahrer. Zu Beginn der Kolonne fährt mit Blaulicht Polizei, dahinter kommen Verteidigungsminister Darabos, seine Entourage und dann die Journalisten. Jedes der Autos hat die Alarmblinkanlage eingeschaltet. Das Fotografieren in der Öffentlichkeit ist verboten; vor allem das Fotografieren von Männern in Uniform. Die Aufnahmen dürfen daher nur aus dem Auto, bei heruntergelassener Scheibe gemacht werden.

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Eines vieler zerstörter Gebäude am Rande der Hauptstadt N`Djamena. Angeblich hat die tschadische Armee nach dem vergangenen Rebellenübergriff Anfang Februar einige der Häuser zumindest teilweise zerstört („geschleift“), damit sie im Ernstfall keine Deckung oder keinen Schutz für feindliche Truppen oder Scharfschützen abgeben.

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In N`Djamena scheint sich das gesamte Leben an den Straßenrändern abzuspielen. Es gibt zwar winzige Läden – ähnlich einem Greißler – die meisten Händler bieten ihre Ware jedoch vor dem Geschäft auf kleinen Holzständen an.

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Viele verkaufen Benzin zu Litermaßen in Plastikflaschen.

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Auf dem Weg liegt rechts der Straße ein riesiges Trümmerfeld. Ein Mann zerschlägt Steine. Der Kontakt der österreichischen Soldaten zu der heimischen Bevölkerung ist eher gering – sie treffen einander höchstens beim Einkaufen. "Wenn man ihnen etwas anbietet, nehmen sie es gerne. Aber sie würden nie darum bitten", sagt ein Soldat, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. "Sie sind sehr stolz".

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Das Hotel Kempinski, in dem die ausländischen Gäste untergebracht sind, ist das teuerste Hotel der Stadt – und eines der größten und höchsten Gebäude.

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Norbert Darabos führte in der Früh ein Gespräch mit dem Repräsentanten des UNHCR Serge Male. Es gibt zwölf Flüchtlingscamps im Norden des Tschad mit insgesamt 240.000 Flüchtlingen, die meisten davon sind bereits seit 2005 da. Seit den Rebellenunruhen im Februar kamen etwa 6000 bis 10.000 weitere dazu. Das Flüchtlingscamp GAGA in Abeche, das Darabos am Tag Zwei besuchen wird, beherbergt vor allem Neuankömmlinge.

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"Wir (die UNHCR) versuchen das Problem zu lösen, indem wir den Brand löschen. Uns fehlen aber die Kapazitäten, um den Brandherd zu vernichten", sagte Male. Das derzeit größte Problem im Tschad seien die Banditen und inner-ethnische Konflikte. Die Mission des UNHCR sei ein "long-term project", dessen Herausforderungen sich jedoch ändern würden. Durch Ausbildungen der Polizisten und Sicherheitskräfte versuche man bereits jetzt für die Zukunft zu rüsten.

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Das Problem der Kindersoldaten, das im Sudan und im Tschad besteht sei früher ein größeres Problem gewesen. Es gibt Projekte an Schulen und in den Camps um eine Sensibilisierung des Themas zu erreichen. Schwierigkeiten bereiten hier die fehlenden Möglichkeiten, sagt Male. Außerdem würden immer noch viele Eltern unter Gewaltandrohung erpresst ihre Kinder herzugeben.

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Nach dem Frühstück mit dem Repräsentanten der UNHCR führte Norbert Darabos ein Gespräch mit dem Präsidenten der Tschadischen Liga der Menschenrechte Teneaye Massalbaye. "Österreich kann helfen, die Krise im Tschad zu meistern", sagte Massalbaye. Konkret wünsche er sich Arbeit "im Sinne eines Dialoges; vor allem was die Presse- und Wahlfreiheit angehe." Die momentan unterbrochenen Gespräche mit der Regierung zum Thema Wahlen sollen somit wieder aufgenommen werden.

Darabos werde er in wenigen Wochen nach Finnland und Schweden fahren und mit den Vertretern der beiden Staaten Gespräche führen, wie man als neutrale Staaten im Tschad Vermittlerhilfe leisten könne.

Nach einem fünfminütigem Einchecken im Hotel geht es weiter zum eher spartanisch eingerichteten Außenministerium (Bild!). Norbert Darabos und der tschadische Außenminister (eigentlich: Minister für externe Beziehungen und interne Zusammenarbeit) Djidda Moussa Outmann führen ein etwa zwanzigminütiges Gespräch.

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Nach dem Besuch beim Außenminister geht es mit dem Konvoi weiter zu dem etwa fünf Minuten entfernt liegenden Verteidigungsministerium.

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Das Ministerium ist streng bewacht.

Der Verteidigungsminister Mahamat Ali Abdallah Nassour mit Darabos. Beide sprachen etwa eine halbe Stunde miteinander. Über eines waren sie einander gleich zu Beginn des Gesprächs einig: Das Los eines Verteidigungsministers – egal wo – ist: er muss immer bereit sein. Nach den Gesprächen mit den Ministern zeigt sich Darabos "stolz": "Die EUFOR-Mission ist hier sehr willkommen." Er habe die "richtige Entscheidung getroffen", ein österreichisches Kontigent für den Tschad abzustellen. Die österreichischen Truppen hält er außerdem für diejenigen mit der "besten Infrastruktur".

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Die Eingangstür in das Zimmer des Sekretärs des Verteidigungsministers. Die Schusslöcher stammen laut einem Mitarbeiter des Ministers von dem Rebellenvorstoß.

Nach dem Gespräch geht es zum Flughafen. Darabos fliegt weiter nach Abeche, einer Stadt im Norden. Er wird dort die österreichischen Soldaten im Camp Europe treffen und mit ihnen zu Abend essen. Am Mittwoch besucht er dann das Flüchtlingscamp Gaga.