Ansichtssache: Gerichtszeichnungen von Oliver Schopf

Gerichtszeichnung: Oliver Schopf
Abseits der zeitaufwändigen Fragenprozedur ging es Helmut Elsner beim Bawag-Prozess am Montag zu laut zu, der Staatsanwalt möge "leiser schreien". Flöttl plauderte aus dem Nähkästchen: Die Japaner nannten sein Unternehmen schon immer "Loss Capital".

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Wien – Ein Anflug von echtem Theater war angesagt, am 88. Tag des Bawag-Prozesses auf der Bühne des Großen Schwurgerichtssaals. Nach der Frageprozedur (es ging nur um Zulassung oder Nichtzulassung von Fragen an den Sachverständigen) trug Ankläger Georg Krakow seine Stellungnahmen wie immer deutlich vor. Das brachte den vor ihm sitzenden Helmut Elsner auf: „Frau Rat, können Sie den Herrn Staatsanwalt ersuchen, leiser zu schreien, ich komme mir hier vor wie beim Jüngsten Gericht.“

Danach gab es Verlesungen mit verteilten Rollen. Die Einvernahme von Wolfgang Flöttls Sekretärin, Donna Reilly, 2006 in New York von Krakow befragt, trugen Bandion-Ortner (sie gab Donna R.) und Krakow (er gab G. Krakow) vor. Die Darbietung vor überschaubar viel Publikum gelang (ein Zuschauer applaudierte), die Schilderungen Reillys boten ein wenig Einblick in Flöttls Organisationsstruktur: Reilly (sie hatte Flöttl 1981 in seinen Anfangszeiten als Investmentbanker bei Kidder Peabody in New York kennengelernt) hatte eine eigene Gesellschaft, die „den Bedürfnissen Flöttls diente. Ich habe für ihn Rechtsanwälte organisiert, Hotelreservierungen vorgenommen, Reisen geplant, Medizin gekauft, wenn er welche brauchte.“ Kurzum: „Ich habe sein Leben verwaltet.“

Vor dieser kurzen Vorstellung hatte Flöttl, erst Montag früh angereist, für Erheiterung im Saal gesorgt. Auf die Frage Krakows, warum er sein Unternehmen „Ross Capital“ genannt habe, meinte Flöttl, man habe den Namen nur wegen des Klangs ausgewählt. Gleich_sam ein lautmalerischer Vorgriff auf das weitere Geschick des Unternehmens, denn, erzählte Flöttl schmunzelnd: „Die Japaner können kein R aussprechen, sie haben daher Loss (zu Deutsch: Verlust) Capital gesagt.“ Krakow, Elsner-schonend leise: „Was sich langfristig nicht als falsch erweisen sollte.“

Elsner hat indes den Prozess gegen News wegen der Berichte über die Porsche-Fahrten in Frankreich in zweiter Instanz verloren, berichtet Die Presse. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.4.2008)