Trotz Brunnenviertel gaben junge Ottakringer Einkaufsmöglichkeiten und Kulturszene im Bezirk schlechte Noten

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Wien – Besonders schlecht kommen die Einkaufsstraßen weg. Über 60 Prozent der jungen Ottakringer, die bei der von der ÖVP initiierten Umfrage "Jung leben in Ottakring" mitgemacht haben, finden, dass die Shopping- und Abhäng-Meilen in ihrem Bezirk ziemlich alt aussehen. "Das ist natürlich ein Dauerthema", sagt Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Eva Weißmann (SPÖ), "und wir arbeiten sehr intensiv daran, die kleineren Einkaufsstraßen zu beleben."

Wesentlich mehr Kopfzerbrechen als die jugendliche Kritik am Einkaufsangebot bereitet der roten Bezirksvorstehung allerdings der Umstand, dass das kulturelle Angebot ähnlich schlecht wegkommt. "Das tut mir sehr leid. Und wundert mich auch. Denn in diesem Bereich ist in den letzten Jahren sehr viel passiert", sagt Weißmann, die in diesem Zusammenhang ein "massives Kommunikationsproblem" ortet.

Wenig Grün

Über 10.000 Fragebögen hat die Bezirks-ÖVP gemeinsam mit den Wiener Jugendfreunden vor einigen Wochen an Ottakringer zwischen 16 und 30 geschickt, 1000 ausgefüllte Fragebögen sind zurückgekommen. "Wir wollten wissen, was jungen Leuten wichtig ist, damit sie sich im Bezirk wohlfühlen", sagt die schwarze Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Astrid Buk. Neben Einkaufen und Entertainment zählt für den Großteil der jungen Ottakringer vor allem eines: Freiraum. Fast die Hälfte der Befragten beklagen, dass es zu wenig Grün in unmittelbarer Nähe gibt. Ein weiteres großes Thema ist der Mangel an Mitbestimmung.

"Das ist kein Wunder", sagt die Grüne Jugendsprecherin Claudia Smolik. "Es gibt zwar diese Schülerparlamente, die sind allerdings ein Witz." Dass die jungen Ottakringer mit der Kulturszene unzufrieden sind, ist für Smolik ebenfalls "logisch": "Es gibt zwar viele Lokale am Gürtel, für junge Leute, die wenig Geld haben, gibt es aber im ganzen Bezirk kaum Zonen, in denen sie nichts konsumieren müssen." Damit sich die Unter-30-Jährigen künftig nicht übergangen fühlen, wünscht sich Umfragen-Initiatorin Buk für sämtliche bezirkspolitische Vorhaben eine "Jugendverträglichkeitsprüfung".

83 Prozent der Ottakringer, die bei der Umfrage mitgemacht haben, geben Deutsch als Muttersprache an. Weshalb die ÖVP noch auf Antwortbriefe von Zuwandererkindern hofft. Schließlich ist im 16. Bezirk der Migrationsanteil traditionell hoch. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 5./6.4.2008)