Die Gegner aus dem Nachbarort das Fürchten lehren: Salzburger "Aperschnalzer" in "drent & herent".

Foto: Diagonale
Neun Männer stehen hintereinander und schwingen eine mehrere Meter lange Peitsche, selbstverständlich im entsprechenden Rhythmus, denn nur dieser sorgt für den jeweiligen "Schnalzersound". Seit gut 300 Jahren geht es im bayerisch-salzburgischen Grenzgebiet jedes Frühjahr ans Aperschnalzen. Früher wurden damit die bösen Wintergeister vertrieben, heute sind es im Rahmen von Wettbewerben höchstens die Gegner aus dem Nachbardorf - auf Hochleistungsniveau. Denn der Aufwand, mit dem dieser regionale Brauch am Leben erhalten wird, hat in seiner intensivsten Phase mit bloßem Frohsinn nichts mehr zu tun.

Martin Hasenöhrl hat in drent und herent über mehrere Wochen eine Mannschaft, genannt "Passe", aus dem salzburgischen Gois begleitet: Trainiert wird bereits frühmorgens mit Flutlicht; Mikrofon und Computer sorgen für Aufzeichnung und Analyse, und kurz bevor es zum "Rupertigaupreisschnalzen" geht, liegen bei so manchem Schnalzer die Nerven blank.

Die Geschichte des Brauchtums wird nebenbei erzählt, auch die Familien oder Berufe der Männer treten vollkommen in den Hintergrund. Was zählt, ist die Akribie, bis jeder Schnalzer sitzt und die Töne am Bildschirm dem angestrebten Christbaummuster entsprechen. Irgendwann kann man tatsächlich nachvollziehen, wie Begeisterung in Leidenschaft umschlagen kann.

Angesichts der Tendenz im österreichischen Dokumentarfilm der letzten Jahre, aus möglichst weiter Ferne möglichst schöne, wenigstens aber spektakuläre oder diskussionswürdige Bilder mit nach Hause zu bringen, eine sympathische Überraschung. Und das gilt auch für zwei weitere Arbeiten:

In Eisenwurzen erzählt Eva Eckert von der traditionellen Volksliedkultur entlang der "Eisenstraße" und vom Verschwinden von Tradition und Industrie. Karin Berger richtet in Herzausreißer den Blick nach Wien, um der Geschichte des Wienerlieds nachzuspüren. Denn es ist keineswegs nur als Kitschversion beim Heurigen zu Hause, sondern am Leben gehaltenes Erbe, das sich bestenfalls ständig neuerfindet. (pek, DER STANDARD/Printausgabe, 01.04.2008)