Nach den von der Europäischen Kardiologengesellschaft herausgegebenen Richtlinien sollte ein Infarktpatient innerhalb von 90 Minuten ab dem ersten Arztkontakt in einem Herzkatheterlabor behandelt werden, um eine optimale Versorgung zu erhalten. Da aber Herzkatheterlabors samt qualifiziertem Personal nicht überall verfügbar und die vorhandenen Labors häufig zur Nachtzeit und am Wochenende nicht besetzt sind, können Zeitpunkt und Standort des Patienten über Leben und Tod entscheiden.
Im tiefen Nieder- und Oberösterreich oder im hintesten Alpental seien die Überlebenschancen geringer als im vergleichsweise gut versorgten Wien, schreibt "profil". Aus Kostengründen weigerten sich Gesundheitspolitiker in vielen Regionen, eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherzustellen. Die bestehenden Zentren, die auch außerhalb der regulären Zeiten Dienst versehen, seien überlastet und Katheterärzte machten sogar im Wiener AKH mitunter 48 Stunden ohne Schlaf durch.
Die Hälfte stirbt
In Österreich erleiden jährlich etwa 12.000 Personen einen Herzinfarkt. Laut Statistik Austria stirbt davon etwa die Hälfte. Allerdings werden von den offiziellen Daten nur Herzinfarkt-Tote erfasst, die nach Aufnahme ins Krankenhaus sterben. Experten schätzen nach Angaben des Nachrichtenmagazins, dass etwa ein Drittel der Patienten stirbt, noch bevor der Notarzt eintrifft. Oft sind aber auch die Chancen nach Eintreffen der Rettung nicht besonders hoch.
Mangelhaft ausgebildet
Laut "profil"-Recherchen kommt vor allem am Land in vielen Fällen ein mangelhaft ausgebildetes Rettungspersonal zum Einsatzort, bis endlich der Notarzt folgt. Oft seien es nur mit Zivildienern besetzte, im Branchenjargon als "Zivi-Bomber" bezeichnete Einsatzfahrzeuge, die unter Bruch des Sanitätergesetzes mit Blaulicht durch die Gegend rasen.