Wien - Die von der Regierung vollmundig als Entlastung der Mieter vereinbarte Verschiebung bei der Inflationsanpassung der Mieten dürfte der große Wurf nicht sein. Die auf Zinshäuser spezialisierte Conwert erwartet einen marginalen Ausfall von jeweils 200.000 bis 300.000 Euro pro Jahr. Conwert-Chef Johann Kowar sprach von einem "vernachlässigbaren Betrag", der nach erreichen der Indexschwelle in voraussichtlich zwei Jahren samt Zinseszinsen wieder nachgeholt wird.

Von der geplanten Vermögenszuwachssteuer bei Immobilien-Verkäufen darf sich der Finanzminister von Conwert auch kein Vermögen erwarten. Wie alle anderen Immo-Gesellschaften werden bei den Verkäufen nicht die Immobilien selbst verkauft. Die Objekte werden vorher in Gesellschaften eingebracht und anschließend die Gesellschaft verkauft. Auf diese Weise erspart man sich nicht nur eine Vermögenszuwachssteuer sondern auch die Grunderwerbssteuer. Vermögende Private erledigen solche Deals auch über Stiftungen.

Kowar zum Standard: "Für uns ändert sich nichts, wir zahlen bei Verkäufen die Körperschaftssteuer von 25 Prozent." Betroffen von der Vermögenszuwachssteuer, die zur Finanzierung des Gesundheitssystem herangezogen werden soll, sind nur jene Privaten, die eine (nicht selbst genutzte) Immobilie verkaufen.

Conwert hat im Vorjahr Immobilien im Wert von 252 Mio. Euro verkauft. Die Mieten im eigenen Bestand werden jährlich zwischen sechs und zehn Prozent angehoben. Möglich ist das neben der Indexierung (die Mieten sind an die Inflation gebunden) oder nach erfolgter Sanierung (auch Zusammenlegung kleiner Wohnungen) oder dem Auszug der Altmieter. Überall dort können die dem Mietrecht unterliegenden Mieten auf den Richtwert (der auch dem Markt entspricht) angehoben werden.

Die niedrigste Miete in seinem Portfolio bezifferte Kowar mit derzeit 63 Cent/m2, bei Neuvermietungen werden im Schnitt acht Euro/m2 verrechnet. Die gesamten Mieteinnahmen lagen im Vorjahr bei 110 Mio. Euro. Das Konzernergebnis kletterte auf 116,5 Mio. Euro, je die Hälfte davon stammt aus Aufwertungen und aus Miet- bzw. Verkaufserlösen.

Die internationale Finanzkrise bekam Conwert insofern zu spüren, als britische und US-Fonds infolge Liquiditätsproblemen ihre Conwert-Aktien verkauften. Da an eine Kapitalerhöhung heuer nicht zu denken ist, überlegt Kowar die Begebung einer Unternehmensanleihe. Heuer sind Akquisitionen von 600 bis 700 Mio. Euro geplant.

Anhaltende Nachfrage

Der ebenfalls börsenotierte Immobilienentwickler UBM verzichtet generell auf Aufwertungsgewinne und Kapitalerhöhungen und hat sein Wachstum immer selbst finanziert. UBM-Chef Karl Bier ortet daher auch das ungebrochene Interessen der Investoren an Immobilien. "Mangels Finanzierungszusagen haben sich nur einige hochspekulative Immobilien-Investoren, die mit wenig Eigenkapital aber umso ideenreicher waren, zurückgezogen."

Die Investoren wünschen sich hohe Renditen und es gebe kein Problem, gute Immobilien am Markt zu platzieren. Das werde auch heuer so sein, meint Bier. Der UBM komme ihre Diversifikation zu gute. Sie ist in 14 Ländern West- und Osteuropas tätig, habe ein ausgewogenes Portfolio von Wohnen, Hotels, Einkaufszentren und Logistikflächen. "Wir können auf unterschiedliche Bedürfnisse reagieren", so der UBM-Chef, der 2007 ein Konzernergebnis von zwölf Mio. Euro einfuhr. Die UBM profitiere auch von stabilen Kernaktionären (Porr, CA-Immo, Warimpex-Chefs): "Die wollen ihre Anteile halten und eher zukaufen", so Bier. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.4.2008)