Johannesburg/Harare - Nach den Wahlen im afrikanischen Krisenstaat Simbabwe bahnt sich ein schwerer Konflikt um den Ausgang der Abstimmung an. Während sich die Opposition am Sonntag über ein behördliches Verbot hinwegsetzte und schon zum Sieger erklärte, kritisierte die Regierung das als riskante Spekulation. Sie warnte davor, Unruhe zu schüren. Präsident Robert Mugabe (84), der nach 28 Jahren an der Macht erneut antrat, zeigte sich ebenfalls siegessicher. Allerdings hat er nach Angaben der Opposition erstmals auch in seinen Hochburgen auf dem Lande Verluste hinnehmen müssen.

Beobachter äußerten sich besorgt über die späte Verkündung der Ergebnisse. Ein Zusammenschluss von 38 regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) warnte davor, dass weitere Verzögerungen die Lage anheizen und zu Spekulationen über mögliche Wahlfälschungen betragen könnten. "Während der vergangenen Wahlen seien die ersten Ergebnisse ab 21.00 Uhr (nach Schließung der Wahllokale) eingetroffen", sagte ein Vertreter des Election Support Network, einer zur Wahlbeobachtung zugelassenen heimischen NGO. Nach der Wahl vom Samstag, die um 19.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MEZ) endete, wurden von der nationalen Wahlkommission bisher nicht einmal Teilergebnisse genannt.

Polizei zeigt präsenz

In der Hauptstadt Harare zeigten nach Angaben des südafrikanischen Fernsehen Polizeieinheiten Präsenz. Anhänger der Opposition, die sich bei ausgelassenen Siegesfeiern in einem Vorort mit Mugabe-Anhängern angelegt hätten, seien festgenommen worden. Die Parlaments- und Präsidenten- und Kommunalwahlen am Samstag waren überschattet von Manipulationsvorwürfen der Opposition, aber weitgehend friedlich verlaufen. Westliche Wahlbeobachter waren nicht zugelassen. Die Polizei hatte vor der Abstimmung aus Angst vor Gewaltausbrüchen davor gewarnt, vorzeitig Wahlsiege zu verkünden. Die Sicherheitskräfte wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Die Wahlleitung selbst geriet in die Kritik, weil sie bis Sonntagabend weder Angaben zur Wahlbeteiligung noch zu Ergebnissen machte. Sie will sich erst äußern, wenn alle Stimmen für die Neubesetzung des Parlaments sowie für die Kommunalwahlen ausgezählt sind. Damit wird kaum vor Montag gerechnet. Ein Beobachter des Panafrikanischen Parlaments kritisierte im Fernsehen, er sei sicher, dass die Ergebnisse bereits vorlägen. Die Stimmen werden in den einzelnen Wahllokalen ausgezählt und das jeweilige Ergebnis dann an Ort und Stelle verkündet. Anschließend werden die Einzelergebnisse zentral zusammengerechnet.

Die oppositionelle Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) von Morgan Tsvangirai erklärte nach Auszählung von rund einem Drittel der Wahlbezirke, sie liege in der Hauptstadt Harare und in Bulawayo in Führung. "Wir haben diese Wahl gewonnen, aber sie (die Regierung) können uns den Sieg noch immer stehlen", sagte MDC-Generalsekretär Tendai Biti. Gegen Mugabe tritt neben Oppositionsführer Tsvangirai auch Ex- Finanzminister Simba Makoni (58) an. Beide hielten sich am Sonntag zunächst an unbekannten Orten auf.

Nach Angaben der staatlich kontrollierten Zeitung "Sunday Mail" erklärte Mugabe eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen für unnötig. Zwar schreibe dies die Verfassung für den Fall vor, dass keiner der Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereint. Aber das werde kaum nötig sein.

Büro der MDC durchsucht

Am Sonntagvormittag durchsuchten Sicherheitskräfte ein Büro der MDC in einem Hotel. Dort hatten MDC-Mitglieder die in den Wahllokalen bekanntgegebenen Ergebnisse zusammengerechnet. Die Städte sind traditionell Hochburgen der Opposition, während Mugabe auf dem Land seine Anhänger hat. Dort konnte Mugabes Herausforderer Makoni nach MDC-Angaben Erfolge erzielen. Insgesamt waren am Samstag 5,9 Millionen Simbabwer aufgerufen, die künftige politische Ausrichtung des Landes zu bestimmen. Die Wahl fand vor dem Hintergrund der schlimmsten Wirtschaftskrise in der Geschichte des Landes statt.

US-Außenministerin Condoleezza Rice bezeichnete die jahrzehntelange Herrschaft von Staatschef Mugabe anlässlich der Wahl als "Schande": "Mugabes Regime ist eine Entehrung des simbabwesischen Volkes und eine Schande für den Süden Afrikas und den gesamten afrikanischen Kontinent", sagte Rice am Sonntag während ihrer Nahost-Reise in Jerusalem. (APA)