Boulder - Sich mit dem Klimawandel abzufinden und daran anzupassen sei einfacher und billiger als dagegen anzukämpfen: Mit dieser Meinung findet sich Roger A. Pielke Jr., Umweltpolitikexperte der Universität von Colorado, in einer Reihe von Forschern wieder, welche die aktuellen Anstrengungen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, für wenig erfolgversprechend halten. Vielmehr müsse man versuchen, die Schäden, die durch steigende Temperaturen entstehen, zu minimieren.

Andere Wissenschafter fürchten, dass sich aus der Argumentation eine gefährliche Entschuldigung für Verzögerungen bei Klimaschutzmaßnahmen ableiten ließe. "Man kann sich nicht an das Abschmelzen der Eisschicht von Grönland oder an das Aussterben von Tierarten anpassen", so Stephen H. Schneider, Klimatologe der Stanford University. Sich ausschließlich um die Effekte zu kümmern, sei wie "den Boden aufzuwischen, während der Wasserhahn noch läuft", zieht Jonathan Platz von der University of Wisconsin einen Vergleich.

Und nicht alle könnten sich eine Anpassung leisten - Jurrien Westerhof, Klimaexperte bei Greenpeace, weist auf unterschiedliche ökonomische Ausgangslagen hin: "Viele Menschen würden auf der Strecke bleiben." Westerhof weiter: "Uns bleibt einerseits nichts anderes übrig, als uns anzupassen, denn um den Klimawandel gänzlich zu verhindern, hätte man vor 30 Jahren etwas tun müssen." Das sei jedoch kein Grund nicht zu versuchen, Schlimmeres zu verhindern. "Wir könnten uns eine Anpassung vielleicht leisten und uns Klimaanlagen kaufen und höhere Deiche bauen. Aber wer bezahlt die Deiche für Bangladesch?", gibt Westerhof zu bedenken. "Zum Glück sind Gruppen, die der Meinung sind, man müsse nichts gegen den Klimawandel tun, eher unbedeutend." (pte/red)