Und nun - nichts davon. Stattdessen ein Neustart. Der dritte erst, wie Statistiker dieser Koalition errechnet haben wollen. Dabei ist weiter nichts passiert, als dass Kanzler und Vizekanzler über ihre Schatten gesprungen sind, was keine Kunst war, weil dieser keinen großen wirft und jener den seinen schon beim Erststart verkauft hat, um sich damit als Schlemihl dieser Legislaturperiode zu positionieren.
Der Verzicht auf eine Steuerreform 2009 muss durch die Senkung des Dienstgeberanteils für die Arbeitslosenversicherung und durch die Vorziehung einer noch nicht definierten Pensionserhöhung um ganze 2 (in Worten zwei) Monate aufgewogen sein - anders hätten jene SPÖ-Politiker, die Gusenbauer zu seiner televisionären Selbsterhaltungstriebtat gepeitscht haben, jetzt wohl kaum zugestimmt. Der eine oder andere zeigte sich sogar voll zufrieden mit dem guten Paket, und der Wiener Bürgermeister rühmte die Schützenqualitäten des Kanzlers, der diesmal halt "wie beim Pistolenschießen höher anhalten musste, um ein Ziel zu erreichen".
In der SPÖ versteht man es eben noch, Rohrkrepierer als Treffer zu feiern. Mit einer Vermögenszuwachssteuer, die laut ÖVP eh nur dann kommen soll, "wenn zuvor alle Effizienzpotenziale ausgeschöpft sind", und bei der man, wie Gusenbauer es formulierte, "die Freunde in den Krankenkassen nicht so einfach aus ihrer Pflicht entlassen" werde, wird sich die finanzielle Gesundung des Gesundheitswesens sehr wahrscheinlich über den November 2008 hinziehen, für den sie als einer von 95 Punkten versprochen ist, die, nach Monaten aufgelistet, noch heuer abgearbeitet werden sollen. Aber - Neustart! - ruckzuck.
Und damit Gusenbauer bis 2010 nie mehr zur Pistole greifen muss, hat man sich ein sensationelles Selbstdisziplinierungsprogramm auferlegt.
Das Kanzlerfrühstück vor dem Ministerrat am Mittwoch ist ebenso gestrichen wie das rhetorische Gabelfrühstück nach dem Ministerrat. Probleme wollen Kanzler und Vize künftig schon am Montag mit ihren Koordinatoren lösen, eine Jause wird schon drin sein. Weitere Problemlösung am Dienstag in den Fraktionen, damit Kanzler und Vize mittwochs gelöst vor die Presse treten können - aber vor dem Ministerrat, wenn man schon weiß, welche Probleme, weil ungelöst, die Ministerratsruhe nicht gefährden werden.