Seit Beginn der innenpolitischen Krise nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo am 17. Februar geraten in Serbien Journalisten zunehmend unter Druck. Der Chefredakteur der auflagenstarken Wochenzeitung Nedeljni Telegraf, Momcilo Djorgovic, und seine Mitarbeiterin Daniela Milinkovic sind Morddrohungen ausgesetzt.

"Sie müssen aufpassen, dass Ihnen keine Kugel durch den Kopf geht", heißt es in einem Brief, den Djorgovic und Milinkovic am 24. März erhielten, wie die Medienorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte.

Die Autoren des Briefes bezeichneten den als pro-europäisch geltenden Nedeljni Telegraf als "antiserbische Zeitung, die das serbische Volk zerstört". Unterzeichnet war der Drohbrief mit "Crvene beretke" ("Rote Barette"), dem Namen jener berüchtigten Polizeispezialeinheit, der Beteiligung an Kriegsverbrechen und Nähe zur Organisierten Kriminalität angelastet werden.

Bei der serbischen Rundfunkstation B92 sind seit der Unabhängigkeitserklärung immer wieder schriftliche Drohungen eingegangen, etwa eine Bombendrohung per E-Mail, die eine Räumung des Senders zur Folge hatte, sowie ein Drohvideo gegen einen Nachrichtensprecher der Station. (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 28.3.2008)