Ursula Stenzel ist seit 2006 Bezirkschefin.

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Wien – Dank der engagierten Bezirkschefin sind die innerstädtischen Probleme auch in den Außenbezirken hinlänglich bekannt. Ursula Stenzel (VP) prangert medienwirksam sämtliche Zumutungen an, denen die Bewohner und Geschäftsleute des ersten Bezirkes aus ihrer Sicht ausgesetzt sind. Von Demos auf dem Stephansplatz über betrunkene Jugendliche, die in Parks herumlungern bis zu Punschstandeln im Ski-Hütten-Look: Vor der ehemaligen ZiB-Lady, die einige Jahre für die Volkspartei im EU-Parlament saß, ist nichts sicher, was Ruhe und Ordnung gefährden könnte. Als ein besonderes Ärgernis empfindet die City-Chefin derzeit Straßenmusiker: "Da muss jetzt wirklich was geschehen", sagt Stenzel "man kann nicht mit einer solchen Rücksichtslosigkeit über die Menschen drüberfahren." Bis in die Kirchen und die Wohnhäuser hinein sei die Musik zu hören. "Manche Musiker verwenden zwei Mikrofone. Zwei Mikrofone!!" Vor kurzem überreichten Anrainer der Bezirksvorsteherin eine Petition, in der eine Reduzierung der Anzahl von Straßenkünstlern in der Innenstadt sowie verschärfte Kontrollen bezüglich der Einhaltung der Straßenkunstordnung gefordert wird. Stenzel fühlt sich durch diese 534 Unterschriften in ihrem Kampf gegen Belästigung durch zu laute Musik bestätigt. Geht es nach der Bezirkschefin, soll pro Standort nur noch jeden zweiten Tag musiziert werden dürfen. Außerdem will sie sämtliche Musiker zum Vorspiel vor eine Jury bitten, bevor sie auf die Straße dürfen. "Das ist schon einigermaßen absurd", sagt der grüne Bezirksrat Rainer Fussenegger, "wer bitte soll in dieser Jury sitzen und entscheiden, welche Musik akzeptabel ist und welche nicht?" Auch die SPÖ hält nicht viel von Stenzels Vorpreschen in Sachen Straßenmusik. "In Wirklichkeit", sagt SP-Bezirksrat Georg Niedermühlbichler, "gibt’s seit vier Jahren ein Konzept, das alle Parteien gemeinsam beschlossen haben und das viele vernünftige Vorschläge enthält." Auch sonst habe die resolute Bezirkschefin themenmäßig nur scheinbar die Nase vorn: "Frau Stenzel ist gut darin, sich medial in Szene zu setzen, weitergebracht hat sie bisher allerdings wenig", sagt Niedermühlbichler. Denn obwohl sich Stenzel pausenlos über Punschstände und Schanigärten beschwere, sei die Zahl der diesbezüglichen Bewilligungen in den letzten zweieinhalb Jahren gestiegen. Aufpolierter Park Auch die Bezirks-Grünen sind nicht mit allem einverstanden, was sich die schwarze Vorsteherin ausdenkt. "Beim Thema Komasaufen sind wir ziemlich weit auseinander", sagt Fussenegger. "Stenzel glaubt, man kann das Problem lösen, in dem sie Parks nachts zusperren lässt. Wir wollen hingegen mehr Freizeitangebote für Jugendliche." Die Umgestaltung des Rudolfsparks – der nahe des Bermudadreiecks gelegene Flecken Grün gilt als Trinktreffpunkt und Drogenumschlagplatz – soll noch dieses Jahr in Angriff genommen werden. Neben diversen Verschönerungsmaßnahmen ist eine Nachtsperre geplant. "Die Vorbereitungen laufen", sagt die Bezirkschefin. Auch andere Grätzeln würde Stenzel gerne aufpolieren. "Da vermisse ich allerdings die Bereitschaft vonseiten der Stadt, wirklich etwas zu tun." (Martina Stemmer/DER STANDARD, Printausgabe, 27. März 2008)