Paris - Der Bernard Kouchner hat indirekt die Sportler zu Solidaritätsbekundungen mit Tibet während der Olympischen Spiele in Peking ermutigt. "Erinnern Sie sich an die erhobene Faust der schwarzen Sportler bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968", sagte Kouchner der Zeitung "Le Parisien" (Mittwoch). "Das Bild ist um die Welt gegangen. Ich beobachte mit Interesse alle Initiativen vor und während der Spiele."

Die Möglichkeit eines Boykotts der Eröffnungsfeier will Kouchner auf europäischer Ebene klären. Die 27 Außenminister würden am Freitag bei ihrem informellen Treffen darüber sprechen, sagte er. Einen Boykott der Spiele selbst lehnte Kouchner erneut mit den Worten ab, man solle "nicht tibetanischer sein als der Dalai Lama". Man dürfe die Chinesen nicht gegen sich aufbringen. In einer Internetumfrage der Zeitung "Le Figaro" sprachen sich 64 Prozent für einen Boykott der Eröffnungsfeier aus.

"Gezwungen, wirtschaftliche Interessen zu beachten"

Der Zeitung "Libération" (Mittwoch) sagte Kouchner, als Außenminister könne man nicht so frei handeln und sprechen wie ein Menschenrechtler, wenn man nicht am "nächten Tag zurücktreten" wolle. "Wir sind auch gezwungen, wirtschaftliche Interessen zu beachten, um nicht die Arbeitslosigkeit zu erhöhen." Er sei bereit, den Dalai Lama zu sehen. Die Präsidenten Francois Mitterrand und Jacques Chirac hätten "ihn niemals zu einem offiziellen Besuch empfangen". Mitterrand hatte den Dalai Lama 1993 privat empfangen, sein Nachfolger Chirac hatte ihn mit anderen Nobelpreisträgern 1998 zum Essen eingeladen.

Das Pariser Außenministerium erklärte: "Tibet ist Teil Chinas und der Dalai Lama stellt das nicht infrage. Er fordert nicht die Unabhängigkeit Tibets, sondern wünscht, dass die kulturelle und spirituelle Identität Tibets wirklich anerkannt wird." Mit dem Aufruf zum Dialog wünsche Paris die Achtung dieser Identität. (APA/dpa)