Jetzt formiert sich erstmals in Österreich eine eigene Pfarrgemeinderatsinitiative.
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Linz - Die Karwoche ist vorbei, Jesus erfolgreich symbolisch wieder auferstanden und schon scheint der Osterfrieden in der heimischen Kirche dahin. Die Stimmen in den Pfarrgemeinden gegen einen Pflichtzölibat und für die Einführung eines "viri probati"-Modells - die Weihe von bewährten, verheirateten Männern - werden immer lauter, jetzt setzt man auf mehr Geschlossenheit. Die Basisvertreter wollen sich künftig mit einer eigenen Plattform für eine Reform der Kirche starkmachen.

Zu Beginn der Pfarrproteste stand vor rund einem halben Jahr noch das geschriebene Wort. Nachdem der Pfarrgemeinderat von Steyr-Tabor sich bereits im September des Vorjahres mit einem ungewöhnlich scharf formulierten Brief an Bischof Ludwig Schwarz gewendet hatte, bekam der Linzer Oberhirte Post aus Dorf an der Pram. Auch dort sah sich der Pfarrgemeinderat angesichts des "immer kritischer werdenden Priestermangels" gezwungen, den Linzer Bischof zu ersuchen, sich in der Bischofskonferenz für die Weihe von "viri probati" und die Aufhebung des Pflichtzölibats einzusetzen. Die Pfarren St. Markus in Linz und Enns-St. Laurenz schlossen sich umgehend dem Protest an. Im Linzer Bischofshof versuchte man damals zu beruhigen: Die Bischöfe würden sich bei ihrer Frühjahrskonferenz Anfang März dem heiklen Thema stellen.

Reform ohne Ärger

Doch die kritischen Geister in den Pfarren freuten sich offenbar zu früh. Der zölibatäre Diskussionsprozess kam unter den Bischöfen nicht so recht in Gang, man kündigte einen "Studientag zu pastoralen Diensten" für die Sommervollversammlung der Bischöfe in Mariazell an. "Wir sind furchtbar enttäuscht. Es ändert sich gar nichts. Die Probleme der Basis werden offensichtlich nicht ernstgenommen", ärgert sich Franz Moser, Pfarrgemeinderatsobmann in Steyr-Tabor. Doch die Zeiten, in denen man sich bei bischöflichen Entscheidungen noch in Demut übte, scheinen vorbei. In etlichen Pfarrkanzleien wird derzeit am österreichweiten Protest-Schulterschluss gefeilt.

Und die Fäden laufen in der Ennser Pfarre St. Laurenz zusammen. "Es gibt derzeit Überlegungen zu einer österreichweiten Plattform für Pfarrgemeinderäte", erklärt Pastoralassistent Harald Prinz. Es sei die Verpflichtung der Pfarrvertreter, auf die "Sorgen und Nöte" hinzuweisen. "Es geht aber nicht darum, den Ärger loszulassen, sondern eine Diskussionsebene zu schaffen", stellt Prinz klar.

Fraglich ist, ob beim Ziel der geplanten Pfarrgemeinderatsinitiative die Grenzen zwischen sachlicher Diskussion und handfestem Streit nicht manchmal fließend sein werden. "Wir wollen eine Reform der Kirche: Vor allem Veränderungen beim Pflichtzölibat und die Öffnung des Priesteramts für Frauen", kündigt Initiator Prinz an.

Für Ludwig Puchinger, Sprecher der Vereinigung "Priester ohne Amt" in Oberösterreich, offenbart sich jetzt eine "völlig neue Form" des Protestes: "Erstmals stehen die Gemeinden auf. Die breite Masse offenbart deutlich ihren Unmut." Fraglich sei, ob sich etwas ändern werde. "Letztlich geht es den Bischöfen doch nur darum, die Heilige Kuh 'Zölibat' zu halten", glaubt Puchinger. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 26.3.2008)