Frauen in Forschungslabors sind rar, besonders außerhalb der Unis. Mentoringprogramme sollen Wissenschafterinnen mehr Mut machen.

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Nur ein Fünftel der österreichischen Forschenden sind Frauen. Am höchsten ist der Anteil mit einem Drittel im untersten Einkommensbereich (unter 2000 Euro) und bei den Teilzeitbeschäftigten (40 Prozent). In Führungspositionen sind nur acht Prozent Frauen zu finden, in der Geschäftsführung nur vier Prozent. Wenig erfreuliche Daten wie diese werden jährlich im Rahmen von FEMtech, dem Frauenförderungsprogramm des Ministeriums für Verkehr, Innovation und Technik, erhoben und im Gender Booklet veröffentlich.

Das Tiroler Kompetenzzentrum Center of Excellence in Medicine and IT, kurz Cemit, hat sich vorgenommen, den Frauenanteil in Forschung und Entwicklung zu erhöhen. Im Rahmen des FEMtech-Projektes „Enforce Women in Science and Industry“ werden jungen Wissenschafterinnen Karrieremöglichkeiten in der Wirtschaft aufgezeigt.

Mit einem Mentoringprogramm, das mittlerweile abgeschlossen ist, versuchte man Nachwuchsnaturwissenschafterinnen praxisorientierte Unterstützung zu geben. Postdocs und Dissertantinnen erhielten Einblick in die außeruniversitäre Forschung. Projektmanagerin Barbara Frick, selbst Biologin: „Wir wollten den jungen Naturwissenschafterinnen Alternativen zur Uni-Karriere aufzeigen, die Tür zur außeruniversitären Forschung öffnen.“

Weitere Ziele des Mentoringprogramms waren: Kontakte und Netzwerke ermöglichen, Frauen als Wissenschafterinnen sichtbar machen und Anleitungen zur Karriereplanung geben. Frick: „Dezidiert kein Anliegen war die Jobvermittlung.“

Mit Elske Ammenwerth, Marion Beier, Nancy Hecker-Denschlag, Ingeborg Hochmair, Brigitte Nessler und Ingrid Kohl stellten sich erfolgreiche Frauen aus Tiroler Biomed-Firmen als Mentorinnen zur Verfügung. Sie gaben Einblicke in die eigene Berufslaufbahn, Tipps zur Karriereplanung und zur Frage, wie Karriere und Kinder zu vereinen sind.

Noch bevorzugen Jungwissenschafterinnen die universitäre Forschung. Obwohl die Jobs an den Universitäten begrenzt sind, sehen junge Frauen, so Frick, „immer noch Hindernisse, die sie vom Einstieg in die Wirtschaft abhalten“. Eine Hürde schaffen sich die Frauen selbst, so die Erkenntnis aus einem früheren Genderprojekt. Frick: „Sie haben zu viel Respekt.“ Einerseits vor Stellenausschreibungen, deren Kriterien sie nicht vollumfänglich erfüllen, und andererseits vor dem Erfolgsdruck in Unternehmen. Frick: „Noch fehlt es den jungen Wissenschafterinnen am nötigen Selbstbewusstsein und Mut.“ Frick nennt ein Beispiel: „Ein Mann bewirbt sich auch, wenn nur einige der Ausschreibungskriterien erfüllt.“

Kaum Kontakt zwischen Unis und Wirtschaft

Eines der strukturellen Hindernisse ist der immer noch spärliche Kontakt zwischen Universitäten und Wirtschaft. Barbara Frick: „Noch gibt es wenig Berührungspunkte, die Jungwissenschafterinnen einen Einblick in die angewandte Forschung ermöglichen.“ Kompetenzzentren wie Cemit versuchen, so Frick, „diesen Transfer zu unterstützen“.

Das Interesse am Mentoringprogramm war von Studentinnenseite geringer als erhofft, räumt Frick ein. Die Ursachen wurden nicht analysiert. Frick nennt einen möglichen Grund: „Mentoringprogramme sind in Österreich noch nicht so bekannt und akzeptiert wie in anderen Ländern.“ Ein weiterer könnte die an sich geringe Zahl an Naturwissenschafterinnen sein. Aber auch das Gefühl der Wissenschafterinnen, „so was eh nicht zu brauchen“. (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 26.3.2008)