Mindestens einen Gewinner hat die Fußball-EM bereits. Mehr als die Hälfte aller Schweizer glaubt, der Großverteiler Migros sei offizieller EURO-Sponsor. Ist er natürlich nicht, und er tut herzlich wenig, um das entstandene Bild in der Öffentlichkeit zu ändern.

Dreister als jede andere Schweizer Firma fährt die Migros seit gut einem Jahr einen Konfrontationskurs mit Europas Fußballverband (UEFA). Begonnen hat der Großverteiler mit einer eigenen Fanmeisterschaft unter dem Namen "M'08", die zur besten TV-Sendezeit vor der Tagesschau durchschnittlich 800.000 Zuschauern verfolgten. Das entspricht Einschaltquoten von bis zu 33 Prozent - ein sehr guter Wert für eine Werbesendung. Der UEFA blieb das nicht verborgen; auf allen Kanälen wurde gegen die Migros gewettert.

Die Migros lassen solche Vorwürfe kalt. Man dürfe die Geldmaschinerie der EM ruhig hinterfragen, ließ ein Sprecher ausrichten und gab gleich den nächsten Coup bekannt: Die Migros will in Gastgeberstädten eigene Fanzonen inklusive Live-Übertragung aller Spiele betreiben. "Die Migros maßt sich einen Status an, den sie gar nicht hat", ärgerte sich Philippe Margraff, UEFA-Marketing-Chef, und er drohte mit rechtlichen Schritten. Die sind bisher ausgeblieben - geschickt vermeidet die Migros geschützte Begriffe (UEFA EURO 08, Public Viewing). Stattdessen kurbelt sie mit Inseraten den Verkauf ihrer Fußballsouvenirs an. Auch hier ist die Verbindung zur EURO augenscheinlich. Wieder tobt die UEFA - und wieder geschieht nichts. (Philipp Loser, DER STANDARD; Printausgabe, 25.3.2008)