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Die griechische Polizei verhaftete einen Aktivisten von "Reporter ohne Grenzen", der während der Fackel-Zeremonie ein Banner entrollen wollte.

Foto: REUTERS/Nikos Vihos
Olympia - Begleitet von Protesten gegen das harte Vorgehen Chinas in Tibet ist am Montag in Griechenland das Olympische Feuer für die Spiele in Peking entzündet worden. Trotz scharfer Sicherheitsvorkehrungen im antiken Stadion von Olympia gelangte ein Demonstrant bis zum Podium, wo Chinas Olympia-Chef Liu Qi gerade seine Rede hielt. Bevor er ein Transparent mit fünf Handschellen in Anordnung der Olympischen Ringe entrollen konnte, wurde er aber abgeführt. Auch beim anschließenden Fackellauf gab es Proteste, wobei es vereinzelt zu schweren Handgreiflichkeiten kam. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verteidigte die Vergabe der Spiele an Peking, zeigte sich aber besorgt über die Lage in Tibet. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) lehnt einen Boykott ab.

Fernsehen blendet Protest aus

"Die Olympischen Spiele werden den Menschen in China und der ganzen Welt Licht und Freude, Frieden und Freundschaft sowie Hoffnung und Träume bringen", sagte Chinas Olympia-Chef Liu, der sich von den Protesten unbeeindruckt zeigte. Die Fernsehbilder, die unter IOC-Regie ausgestrahlt wurden, ließen den Schluss zu, dass das Komitee den Protest möglichst ausblenden wollte. So wechselte die Regie beim Erscheinen des Demonstranten in der Nähe des Podiums sofort in eine andere Perspektive.

Die Polizei teilte kurz darauf mit, bei dem Mann handele es sich um einen 48-jährigen Tibeter. Insgesamt durchbrachen drei Männer die dichten Polizeiabsperrungen. Weitere 25 Personen hätten versucht, in das Innere des Stadions zu gelangen. Drei Männer seien festgenommen worden und würden der Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung angeklagt.

Demonstranten legen sich vor Begleitkonvoi

Die Organisation Reporter ohne Grenzen teilte mit, drei ihrer Mitglieder hätten versucht, gegen die Spiele in China zu demonstrieren. "Wenn das Olympische Feuer geopfert wird, werden die Menschenrechte erst recht geopfert", erklärte die Organisation, die vor allem für die Pressefreiheit eintritt.

Auch der anschließende Fackellauf wurde kurz durch einige Demonstranten gestört, die sich vor den Begleitkonvoi legten. Andere trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Free Tibet", und ein großes Transparent hing an einem Haus in Olympia. Fernsehbilder zeigten zudem, wie einem Demonstranten von zwei anderen Männern ein Transparent entrissen wurde. Anschließend traten die Männer den Aktivisten und zwangen ihn auf den Boden, wo er - auf dem Bauch liegend - von einem der Männer weiter geschlagen wurde. In Tibets Hauptstadt Lhasa waren Proteste gegen Chinas Herrschaft über die Region vor zwei Wochen in Gewalt umgeschlagen. Dabei starben nach offiziellen chinesischen Angaben ein Polizist und 18 Zivilisten, Tibets Exil-Regierung spricht dagegen seit Montag von 130 Toten durch das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte. Pekings Umgang mit den Demonstranten hat im Westen vereinzelt Debatten über einen Olympia-Boykott ausgelöst und Kritik an der IOC-Entscheidung für Peking laut werden lassen.

Das IOC verteidigte die Wahl bei der Fackel-Zeremonie am Montag erneut, zeigte sich aber besorgt über die Lage in Tibet: "Wir glauben, dass die Spiele ein hervorragender Katalysator für den Wandel sind", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge in Olympia. Schließlich werde China durch die Olympiade in dem Mittelpunkt des Medieninteresses gerückt. Die Spiele könnten aber nicht in einer Atmosphäre der Gewalt stattfinden. "Wir sind besorgt über das, was in Tibet passiert." Er hoffe, dass das Olympische Feuer überall anerkannt werde.

Der Fackellauf soll auch durch Tibet und über den Mount Everest gehen, bevor am 8. August die Sommerspiele in Peking offiziell eröffnet werden. In dieser Woche will das Europa-Parlament über das weitere Vorgehen debattieren, obwohl sich die EU bisher gegen einen Boykott ausgesprochen hat.

Der Deutsche Olympische Sportbund erklärte am Montag in Frankfurt, nach Abwägung aller Argumente werde er eine Mannschaft zu den Olympischen Spielen entsenden. Der Dalai Lama, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, die Bundesregierung und Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international hätten sich gegen einen Olympia-Boykott ausgesprochen. (Reuters)