"Norouz" im Apadana.

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Wien – Langsam trudeln immer mehr Gäste im Apadana Restaurant in der Hamburgerstraße 1 ein. Müde Gesichter prägen die Stimmung, denn alle sind schon seit früh morgens wach: Um 6:48 Uhr war der Jahreswechsel, den es zu feiern galt.

Norouz, zu Deutsch "neuer Tag", das Neujahrsfest hauptsächlich persischsprachiger Völker, hat seinen Ursprung nicht erst in der früheren Religion des Perserreiches, des Zoroastrismus, wie so oft vermutet wird; dieser liegt noch viel weiter zurück. Zu Zeiten des Achämenidenreiches, also um etwa 550 v. Chr., ist Norouz schon tief als agrikulturelles Fest verwurzelt. Schon damals war es den Persern möglich, den genauen Zeitpunkt des Frühlingsbeginns zu berechnen.

Jedes Jahr bewegt sich der Frühlingsbeginn um den 21. März herum. Das Fest dauert 12 Tage, am 13. Tag bleibt die Familie so lang wie möglich, meist im Rahmen eines Picknicks, außer Haus um das Unheil der Zahl "13" vom Heim fernzuhalten, so die moderne Interpretation.

Vorbereitungen zu Norouz beginnen schon Wochen davor: Neue Kleidung und Lebensmittel müssen gekauft und der Frühjahrsputz erledigt werden. Am letzten Mittwoch vor dem Jahreswechsel wird das "Chahar Shanbeh Souri", eine Art Feuerfest begangen. Im Freien springt man über eigens gelegte Lagerfeuer; dies gilt als purifizierend.

Heute Abend ist der Kassenschlager im Apadana "Sabzi Polo Mahi" (Kräuterreis mit Fisch), das typische Neujahrsgericht. Das speziell eingerichtete Neujahrsprogramm zieht Massen an: Zwei klassische Musiker bieten dem nun schon seit Tagen durch Satellitenfernsehen auf persische Klänge eingestimmten Gast die noch benötigte Dosis Heimatgefühl. Man freut sich wenn sich jemand überwunden hat und als erster die Tanzfläche betritt, denn prompt tanzen andere hinterher. Neben der Bühne steht das "Haft Sin"-Gedeck (zu Deutsch sieben "S"). Sieben im persischen mit "S" beginnende Gegenstände schmücken den Tisch: Sabze (gewachsene Getreidekeimlinge), Serke (Essig), Sekkeh (Münzen), Sir (Knoblauch), Sib (Apfel), Samanu(süßer Pudding), Senjed (Mehlbeere), alle symbolisieren Wohltuendes, das einem im neuen Jahr begegnen soll. Da das Fest anfänglich von Bauern gefeiert wurde, liegt ein besonderes Augenmerk auf Fruchtbarkeit und Leben. Außerdem findet man auf dem Gedeck noch Goldfische, bunte Eier, Hyazinthen, Süßigkeiten, einen Spiegel und ein heiliges Buch, je nach Religionszugehörigkeit, andere jedoch verwenden stattdessen den Diwan des persischen Dichters Hafez.

Für die hier ansässigen Iraner ist das Feiern nicht ganz so einfach. Schon beim Feuerfest zeigen sich erste Probleme, denn in Wien ist mehrere große Feuer zu legen schwer möglich, ohne von der Feuerwehr gestoppt zu werden, aber die Iraner sind flexibel. Man springt einfach über Kerzen und lässt sich das Fest nicht verderben. (Sara Mansour Fallah/DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.24.3.2008)