Peter W. Eblinger ist Inhaber der Personalberatung Eblinger & Partner

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STANDARD: Obwohl international recht düstere Wolken am Konjunkturhimmel stehen, scheint das Hoch in der Personalberatung äußerst stabil ...

Eblinger: Ja, wir spüren nichts von einer Delle – aber für das zweite Halbjahr bin ich kein Prophet. Unternehmen kämpfen unvermindert – eigentlich zunehmend – um die Besten in allen Bereichen. Auch solche Unternehmen, die selber gar nicht zu den Besten gehören.

STANDARD: Warum geht es immer um die "Besten" – Gute reichen nicht?

Eblinger: Wahrscheinlich auch deshalb, weil im Hintergrund die Rechnung steht, drei, vier Durchschnittliche durch ein, zwei Top-Leute zu ersetzen. Dass das nicht so einfach ist, erleben wir ja seit geraumer Zeit. Die besten Kandidaten suchen sich ihre Unternehmen genau aus und sind beim Wechsel zögerlich, weil während der oft langwierigen Gespräche mit einem Unternehmen schon ein paar andere Headhunter anrufen.

STANDARD: Was heißt das für die Suchprozesse?

Eblinger: Sie sind deutlich aufwändiger, dauern länger. Das kann bei schwierigen Positionen bis zu sechs, neun Monaten gehen. Unternehmen agieren da auch zu langsam. Vom Erstgespräch bis zur Finalisierung etwa mit dem internationalen Management, sind oft Monate vergangen. Wobei aber immer der Wunsch besteht: "Ich brauche sofort ..."

STANDARD: Klingt nicht nach sehr viel Planung ...

Eblinger: Nein, ein Teil der Personalproblematik und der daraus folgenden Wachstumshemmnisse liegt auch bei den Unternehmen selbst, weil sie falsch, schlecht oder gar nicht planen. Zumindest ein Jahresplan sollte mit den Beratern besprochen werden, aber so etwas sind rare Ausnahmen. Was Bewerbermärkte für die Suche bedeuten, ist vielen auch noch nicht klar, nämlich Zeit und Geld zu investieren und sich im Sinne eines "employer branding" darzustellen. Da schlafen viele Unternehmen noch.

STANDARD: Was sind derzeit die erfolgreichsten Suchkanäle?

Eblinger: Das lässt sich so nicht beantworten, weil es kein Entweder-oder mehr gibt.Wir müssen alle Kanäle nutzen, von der Direktansprache über das Inserat bis zum Internet. Übrigens: Das ist vielen Unternehmen auch noch nicht klar.

STANDARD: Mit abflauender Konjunktur wird aber die Hitze der Suche nachlassen ...

Eblinger: Von selbst wird sich gar nichts entspannen, ich erwarte das nicht. (DER STANDARD, Printausgabe, 22./23./24.3.2008)