Was 2004 mit "Streif Online" anfing, ist inzwischen im Winter in vielen Ländern Europas eines der beliebtesten Online-Multiplayer-Spiele, erzählt Eberhard Dürrschmid, CEO des Spieleentwicklers Greentube . 300 Millionen "Rennen" wurden bei "Ski-Challenge" inzwischen gefahrlos gefahren, 14 Milliarden "Ad Impressions" (Werbeschaltungen) geliefert - das kommerzielle Geheimnis hinter dem Spiel: Es ist ein Werbevehikel.

Fortsetzung von Ski-Übertragungen mit interaktiven Mitteln

Ski-Challenge ist die Fortsetzung von Ski-Übertragungen mit interaktiven Mitteln. TV-Sender von ORF, Pro7, SRF bis zum norwegischen TV sind an Bord. "Jedes Land bekommt eine eigene Skin": Die Werbung sieht je nach Markt anders aus.

Dieses Konzept hat Greentube für die EURO 2008 auf den grünen Rasen übertragen: Mitte April wird "Fußball Challenge" präsentiert. Spieler können in Echtzeit online gegen andere Spieler kicken. "In Norwegen hat das Spiel zwar eine andere Optik, das Spielgeschehen ist aber mit den Spielern in allen Ländern verlinkt", sagt Dürrschmid. Wo in Norwegen "Telenor" steht, scheint in der Schweiz "Swisscom" auf.

"World of Warcraft" oder "Second Life"

Von anderen Onlinespielen wie "World of Warcraft" oder "Second Life" unterscheide sich das Greentube-Angebot dadurch, dass es geringere PC-Leistung braucht und auch die Internetanbindung nicht so gefordert wird. "Dadurch können unsere Spiele auch auf Settop-Boxen, Kiosken in Lokalen oder auf mobilen Endgeräten laufen", sagt Dürrschmid.

Während bei den "Challenges" das Geld von den Werbepartnern kommt, sind es bei den weniger spektakulären Kartenspielen die Spieler selbst, die zahlen. "Casual Gaming" nennt das Dürrschmid, nach lokalen Traditionen werden Spielangebote in einem Dutzend Märkten abgewandelt. In Österreich wird geschnapst oder tarockiert, in Deutschland Skat oder Doppelkopf gespielt. Gegen Geld, die Einsätze vereinbaren die Spieler selbst. Dies sei möglich, weil es "ein Geschicklichkeits- und kein Glücksspiel und daher nicht monopolistisch geschützt ist". Greentube kassiert eine "Tischgebühr".

"30.000 Bummerln"

Mit den Kartenspielen macht Greentube den größeren Teil seines jährlichen Umsatzes von 7,4 Millionen Euro. "30.000 Bummerln" gebe es täglich allein beim Webschnapsen, erzählt Dürrschmid, der schon das Studentenheim verkabelte, um gegen Kollegen zu spielen. Da der Biotechnologe gründete 1997 die Firma. 2000 kam der Risikoinvestor Global Equity Partners an Bord, "das half die schlechten Jahre zu übertauchen". Inzwischen ist das Unternehmen profitabel und beschäftigt 70 "Köpfe", das Äquivalent von 55 Vollzeitmitarbeitern. Wohin die Reise geht? "Es gibt ein weiteres Entwicklungspotenzial für dieses Segment", darum sei ein Verkauf oder ein Börsengang "bei gutem Klima" noch nicht so dringlich.(Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 21. März 2008)