Rund 90 Prozent der katholischen Pfarren in Österreich sind bereits im Internet vertreten. Vor allem jugendliche Gemeindemitglieder würden ehrenamtlich am Webauftritt basteln, so Paul Wuthe, Leiter des Medienreferats der Österreichischen Bischofskonferenz, zur APA. Neben den offiziellen Auftritten der Diözesen, Gemeinden und Institutionen der Kirche wächst aber vor allem jenes Internetangebot zu Kirchenthemen, das auf Eigeninitiativen von Katholiken zurückgeht.

"Das Internet bietet vor allem eine einfache und kostengünstige Variante, an unser Zielpublikum zu gelangen", sagt Wuthe. Dies habe sich vor allem beim Papstbesuch in Österreich gezeigt, nach wie vor werde die Seite gerne aufgerufen. Lange hat die Kirche auf Entwicklungen im Internet nur zögerlich reagiert, nun scheint das Angebot aber zu explodieren. Das Angebot orientiere sich daran, was gerade die Entwicklung ist, so Wuthe. Vor allem im Web 2.0 müsse man allerdings noch stärker werden, "da sind wir noch am Beginn".

Der offizielle Auftritt der katholischen Kirche in Österreich ist unter katholisch.at zu finden, die erste Adresse bei allgemeinen Fragen und Service-Anliegen. Einfallsreichtum bei der Namensgebung hat die Erzdiözese Wien bewiesen: Ihr Auftritt heißt Stephanscom.at und ist ein Produkt von Radio Stephansdom. Wuthe freut sich aber vor allem über private Initiativen. Denn: "So etwas soll nicht zentral gesteuert sein." Was sich bewähre seien Projektseiten und Foren zu theologischen Themen.

Mit einer reinen Homepage ist es für viele kirchliche Organisationen längst nicht getan, Service ist gefragt. Etwa bei der Seelsorge im Internet, für die sich immer mehr Priester zur Verfügung stellen würden. Das direkte Gespräch mit den Geistlichen soll darunter allerdings nicht leiden. Wuthe: "Eine Grundsatz der kirchlichen Internetaktivitäten ist, dass das Medium nicht zur virtuellen Realität wird." Durch derartige Angebote will die Kirche lediglich einen Einstieg bieten. "Ein guter Seelsorger wird immer versuchen, den direkten Kontakt herzustellen."

International ist die Kirche im Web 2.0 längst erfolgreich. Auf dem katholischen Portal KathTube können Interessierte beispielsweise eine Vesper im Stephansdom, Predigten, Chorgesänge oder auch eine abgeänderte Version von "Men in Black" mit einem Priester in der Hauptrolle abrufen. Als Vorbild dient dabei das Video-Portal YouTube. Internet-TV zu kirchenrelevanten Themen bietet auch k-tv, ein "christlicher Kultursender", getragen durch gemeinnützige Vereine in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Vorgeprescht ist bei den neuesten Entwicklungen schon der Salzburger Weihbischof Andreas Laun. Unter anderem auf sein Bestreben wurde die Plattform KathTreff ins Leben gerufen, eine katholische Partnervermittlung. Um vielen Heiratswilligen zu helfen, sollte die "himmlische Regie" auch das Internet zu nützen wissen, meinte Weihbischof Andreas Laun, auch geistlicher Begleiter von KathTreff.

Laun unterstützt auch gloria.tv, laut Eigendefinition eine "katholische Kanzel im Internet". Das Internet-Fernsehen, das auf eine private Initiative zurückgeht, ist jedoch nicht ganz unumstritten, da es lediglich Kirchen-Hardliner anspreche, sagen Kritiker. Auch das "unabhängige, katholische, österreichische Internetmagazin" kath.net stößt nicht bei allen Katholiken auf uneingeschränkten Zuspruch. (APA)