Laibach - Die Europäische Union hat Forderungen nach einem Boykott der Olympischen Spiele wegen der Tibet-Krise eine klare Absage erteilt. "Ein Boykott wäre eine vertane Gelegenheit für die Förderung der Menschenrechte und würde einen großen Schaden für die chinesische Bevölkerung, Sportliebhaber und vor allem die Sportler verursachen", teilte die slowenische EU-Ratspräsidentschaft am Donnerstag in einer Stellungnahme mit. Vielmehr sei ein Boykott die extremste Form politischen Missbrauchs Olympischer Spiele, drehte die Präsidentschaft den Spieß um.

"In der Vergangenheit haben Politiker und politische Regime die Olympischen Spiele der Moderne häufig für verschiedene staatspolitische, wirtschaftliche und politische Ziele verwendet und missbraucht. Als äußerstes Mittel wurde mehrmals, insbesondere in der Zeit des Kalten Krieges, auch der Boykott eingesetzt", betonte der slowenische EU-Ratsvorsitz. Dabei stünden die Olympischen Spiele schon seit der Antike für interkulturellen Dialog, Solidarität, Gleichberechtigung, Respekt, Frieden und Freundschaft. "Deshalb meint die EU, dass ein Boykott der Olympischen Spiele in der jetzigen Situation und im Jahr des interkulturellen Dialogs nicht die richtige Antwort auf die offenen politischen Fragen ist."

Menschenrechtsorganisationen haben seit dem Ausbruch der Unruhen in Tibet vor einer Woche einen Boykott der Olympischen Spiele gefordert, die im August in Peking stattfinden. Spitzenpolitiker und Sportfunktionäre wiesen diese Aufrufe jedoch zurück. (APA)