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Schneearmut ist für Österreichs Touristiker weiterhin "kein Problem": Da die Auslastung stimmt, wird eben in Beschneiung investiert.

Foto: DPA
Innsbruck - Vor allem im Jänner ist Österreich ein beliebtes Urlaubsziel für Russen, die es sich leisten können. Ein Bett im Nobelskiort Ischgl im Paznauntal kostet im Viersternhotel, etwa im legendären Madlene, immerhin durchschnittlich 140 Euro. Dazu kommt noch die tägliche Liftkarte um 40 Euro. Und die russischen Gäste lassen es sich gut gehen, beschreibt der Chef des Tourismusverband Ischgl-Paznaun, Andreas Streibl: "Die Russen feiern gerne und geben sehr gerne und sehr viel Geld aus." Durchschnittlich lässt sich der Gast den Urlaub abseits der Piste im Skiurlaub 100 Euro kosten, der russische Urlauber legt aber pro Tag mindestens 200 Euro ab. Gern gesehen war er in den vergangenen Jahren trotzdem nicht. Das sei mittlerweile anders, sagt Steibl: "Der russische Gast hat sich in den letzten drei Jahren sehr verändert. Früher hatten wir den Eindruck, er würde zwischen den Gesellschaften stehen und nicht recht wissen, wie man sich benimmt, jetzt sind die Russen Gäste wie die übrigen Nationen."

Zweistellige Zuwachsraten

Es sind die Bürger der osteuropäischen Staaten, die jetzt vermehrt in Österreich Urlaub machen wollen. Die Österreich Werbung meldet zweistellige Zuwachsraten bei Gästen aus Rumänien ( plus 70 Prozent), Polen ( plus 28 Prozent) oder Tschechien ( plus 32,3 Prozent). Neben diesen Wachstumsmärkten haben auch die Nächtigungen der Franzosen mit einem Plus von 10,2 Prozent stark zugelegt. Auch die deutschen Nachbarn besuchen Österreich noch lieber ( plus 5,2 Prozent) als im Vorjahr. Und die Österreicher selbst fahren ebenfalls gern im eigenen Land Ski. Die Österreich Werbung hat von November 2007 bis Ende Jänner 2008 26,6 Millionen Nächtigungen gezählt, davon sind 2,1 Millionen Ankünfte von Inländern - ein Plus von 9,3 Prozent zum Vorjahr.

Allheilmittel Schneekanone

Dabei geht auch an den Tourismusorten die Klimadiskussion rund um die schneearmen Winter nicht vorbei. Für den Touristiker Steibl bedeutet das: "Sollte es, wie etwa im Winter 2006, nicht schneien, müssen Alternativangebote her. Das heißt konkret: Schneekanonen."

Denn 70 Prozent der Winterurlauber kommen wegen der Skipisten nach Österreich. Die Seilbahnwirtschaft ist bereits sensibilisiert. Von den 523 Millionen Euro, die in die Saison 2007/08 investiert wurden, entfallen 127 Millionen auf Beschneiungsanlagen. In der Saison 2008/09 sollen allein für die Beschneiung rund 300 Millionen von der Seilbahnwirtschaft ausgegeben werden. Damit können rund 60 Prozent der österreichischen Pisten beschneit werden. Auch tiefer gelegene Skigebiete unter 2000 Höhenmeter werden dadurch weiterhin (Kunst-) Schnee haben.

In Szenarien von zukünftigen grünen Wintern seien oft Kleinklima, Relief und Höhenstufen nicht berücksichtigt, beruhigt man sich selbst in den Skiorten. In einer Studie der Universität für Bodenkultur werden die Voraussetzungen für die Beschneiung, etwa für das auf 1000 Meter gelegene Schladming, wegen der engen Talräume, besser beurteilt als in höher gelegenen Skigebieten. Touristiker Streibl hofft dennoch, dass die Winter winterlich bleiben: "Das ist psychologisch bedingt. Nur wenn es rundherum weiß ist, will der Mensch den Winterurlaub erleben." (Verena Langegger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3.2008)