12.000 Euro pro Semester soll das geplante Zahnmedizinstudium an der Privatuni in Krems kosten. Gut lachen hat, wer sich das leisten kann.

Foto: STANDARD/cremer
Laut einer Auskunft des Österreichischen Akkreditierungsrates könnte noch vor dem Sommer darüber entschieden werden, ob die geplante "Danube Private University" mit dem Studiengang für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, angesiedelt an der Donau Universität Krems, staatlich anerkannt, also akkreditiert wird. Einen konkreten Termin für die Akkreditierung bekannt zu geben, wäre allerdings wie Kaffeesatzlesen. Sollten etwa noch zusätzliche Informationen eingeholt werden müssen, könne sich der Zeitplan verschieben, ist aus dem Büro des Akkreditierungsrates zu erfahren. Laut einem Bericht auf orf.at sei diesbezüglich bereits eine Entscheidung für Ende Februar geplant gewesen.

Bereits im Vorfeld wurde der Studiengang – geplanter Start ist der Herbst 2008 – heftig kritisiert. So heißt es etwa in einer Stellungnahme der Landeszahnärztekammer Niederösterreich: "Die Betreiber rechnen mit einer Anzahl von zirka 138 Absolventen pro Jahr." Die Zahnärztekammer erwartet deshalb eine höhere Anzahl an Zahnärzten, die sich niederlassen möchten, und sieht eine "große Gefahren für die Ausgewogenheit des zahnärztlichen Arbeitsmarktes". Zum Vergleich: Für das kommende Studienjahr werden an den Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck insgesamt 144 Studienplätze angeboten.

Antragsteller Push GmbH

Den Antrag auf Akkreditierung hat übrigens nicht die "Danube Private University" selbst gestellt, sondern ihr "Partnerunternehmen" in Bonn, die Push GmbH. Jürgen Pischel, Geschäftsführer der Push GmbH, nimmt im Gespräch mit derStandard.at Stellung zur Kritik. "Pro Semester werden 38 StudentInnen aufgenommen, nicht 138", sagt Pischel. Außerdem herrsche in Österreich ohnedies ein Zahnärztemangel. Während in Deutschland das Verhältnis zwischen Zahnarzt und Patienten 1:1.000 beträgt, liege es in Österreich bei 1:2200. Derzeit hätten sich 85 Leute für das Studium beworben, 80 davon kämen aus Deutschland. Interesse würden zum überwiegenden Teil Kinder von Zahnärzten zeigen, die vermutlich größtenteils nach dem Studium wieder nach Deutschland zurückkehren. Dass es in Österreich zu wenig Zahnärzte gibt, weist wiederum Hannes Gruber, Präsident der Niederösterreichischen Ärztekammer, zurück: "Damit sich der Zahnarztberuf nach langem Studium rentiert, sind etwa 2.400 Stammpatienten pro Ordination notwendig. Vielen deutschen Kollegen geht es nicht besser als einem Friseur".

Kritik am Studienplan

Doch nicht nur die erwartete höhere Anzahl von ZahnärztInnen, sondern auch der vorgelegte Studienplan wird von der Niederösterreichischen Zahnärztekammer kritisiert: "Insgesamt wird die Qualität der derzeitigen Ausbildung nicht erreicht". Dem entgegnet Pischel: "Unser Studienplan entspricht sowohl österreichischen als auch europäischen Kriterien. Das haben auch drei wissenschaftliche Gutachten festgestellt. Man will hier bewusst etwas falsch darstellen".

Exklusiv für Krems

Laut einem Bericht der Ärztewoche war auch die Einrichtung eines privaten Zahnmedizinstudiums im burgenländischen Schloß Kittsee geplant. Auch damals trat die Push-GmbH als Betreiberin auf. Was daraus geworden ist? "Das hat sich zerschlagen, wir haben nichts Näheres darüber erfahren", heißt es lapidar aus dem Schloss Kittsee. Dass der Antrag auf Akkreditierung für die Privatuni im Burgenland gestellt wurde, bestätigt auch der Akkreditierungsrat im Gespräch mit derStandard.at. Das Ansuchen wurde jedoch zurückgezogen. "Die Donau-Uni in Krems wollte damals exklusiv dieses Projekt. Deshalb hat sich die Push GmbH im Burgenland zurückgezogen", erklärt Pischel.

Landesförderung unklar

Unklar ist, ob und in welchem Ausmaß sich das Land Niederösterreich an diesem Projekt beteiligt. Dass es eine Kooperation mit dem Land Niederösterreich gibt, deutet Pischel jedenfalls im Gespräch mit derStandard.at an. "Die Push GmbH erbringt 25 Prozent aller Einnahmen der Donau-Uni und investiert mehrere Millionen Euro in den Staat", gibt Pischel bekannt.

Dass das Land das private Studium möglicherweise fördert, kritisieren die Studentenvertreter. "Während an unserer Universität eine Mindeststudiendauer aufgrund von Wartelisten nicht möglich ist, baut man an anderer Stelle eine Privatuniversität, wo sich Besserverdiener eine schnelle Ausbildung praktisch erkaufen", sagt Johannes Forster, Vorsitzender der Studienvertretung für Zahnmedizin an der Medizinischen Universität Wien.

12.000 Euro pro Semester kostet der Studiengang übrigens. Dem Vernehmen nach sollen am 4. Juli bereits Vorstellungsgespräche geführt werden. Die "Danube Private University" beziehungsweise die Donau-Uni Krems sowie das Land Niederösterreich waren bis dato für keine Stellungnahme erreichbar. (Katrin Burgstaller/derStandard.at, 20. März 2008)