Oberschützen - Was Peter Wagner da auf dem kurzen Straßenstück vor der Ortseinfahrt nach Oberschützen gemacht hat, dort, wo ein Feldweg abzweigt zum sogenannten "Anschlussdenkmal", ist eigentlich nicht besonders aufregend. 70 schwarzbemalte Holzpflöcke - einer für jedes Jahr seit dem "Anschluss" - bilden einen Korridor, auf das jeder Autofahrer inne werde, dass da was sei.

Aber Peter Wagner - sonst wäre er ja kein solch prankenbewehrter Dichter, Theater- und Filmemacher - kennt natürlich die Seinen. Und aus dieser Kenntnis heraus hat seine Wegesrand-Installation einen durchaus spannenden Drall erhalten: In der Nacht auf Montag verschwanden 66 der 70 Pflöcke, nachdem sie zuvor schon zweimal ausgerissen wurden.

Nach der ersten Zerstörung rief Wagner den in dieser Sache sehr engagierten SP-Landtagspräsidenten Walter Prior zu Hilfe. Gemeinsam schlugen sie die Pflöcke wieder ein. Der zweite Anschlag wurde von den "unbekannten Tätern" nicht nur verübt, sondern kurz darauf auch wieder gut gemacht.

Bürgermeister reagiert

Jetzt sind die Pflöcke nächtens einfach verschwunden. Der Gemeinde Oberschützen ist die Sache in hohem Maße peinlich. Zumal VP-Bürgermeister Günther Toth den südburgenländischen Ort offensiv aus jener Ecke bringen will, in die das "Anschlussdenkmal" - und nicht nur das - Oberschützen gebracht hat. In einem offenen Brief wandte sich Toth nun an die unbekannten Pflockwarte. "Zusätzlich werden wir auch zwei Tafeln aufstellen, auf der wir klar Stellung nehmen gegen diese Zerstörungen.", sagt Toth. Hoffnung, dass sein Appell, die Freiheit der Kunst auch im öffentlichen Raum zu akzeptieren, Wirkung zeigen könnte, hegt er allerdings kaum.

Verhindern ließen sich solche Aktionen auch nicht wirklich. "Was sollen wir denn tun?" Eine Bürgerwehr aufstellen? "Gerade im Gedenkjahr an 1938 wäre das wohl ein sehr schlechtes Signal."

Das sehen die Grünen ähnlich. Allerdings, so Josko Vlasich, Chef der Grünen Burgenland: "Wenn es nicht möglich ist, eine öffentliche Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit zu führen, dann sehe ich keine andere Möglichkeit als die des Polizeischutzes."

So Kunstwerke überhaupt einen Erziehungsauftrag haben, hat Peter Wagners Installation den jedenfalls erfüllt. Über das "Anschlussdenkmal" gibt es im Südburgenland immerhin eine lebendige - nun ja: heftige - Debatte. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD Printausgabe, 20.3.2008)