Die Telekom Austria (TA) übt massiv Kritik an der österreichischen Telekommunikationsmarkt-Analyse der EU-Kommission. Die Aussagen gingen "völlig an der Realität des österreichischen Marktes vorbei. Wir können nur den Kopf schütteln", sagte Telekom Austria-Sprecher Martin Bredl am Mittwoch zur APA. Die EU-Kommission habe dabei die Konkurrenz zwischen Festnetz und Mobilfunk vernachlässigt. Der österreichische Markt sei weiter entwickelt als alle anderen europäischen Märkte.

Festnetz weitgehend durch Handy ersetzt

"Wer den Markt kennt, weiß, dass das Festnetz hier in weiten Teilen durch das Handy ersetzt worden ist", so Bredl weiter: "Da von Marktdominanz zu sprechen, ist uns völlig fremd." Von einer Remonopolisierung und einem Marktanteil von knapp 89 Prozent könne keine Rede sein. Betrachte man beide Märkte, Festnetz und Mobilfunk gemeinsam, liege der Anteil der vom Telekomfestnetz ausgehenden Gesprächsminuten nur noch bei 18 Prozent.

33 Prozent Marktanteil bei Breitband-Internet

Auch im Breitband-Internet komme die TA in dieser Betrachtung keineswegs auf 62 Prozent Marktanteil, sondern auf gerade einmal 33 Prozent. 28 Prozent der Breitband-Nutzer nützten bereits mobile Angebote, 26 Prozent Internet via Kabel und 13 Prozent über entbündelte Leitungen alternativer Internet-Betreiber, sagte Bredl. Auch dass Österreich bei der Breitband-Internet-Verbreitung zurückfällt, kann er nicht nachvollziehen. Festnetz und Mobilfunk gemeinsam betrachtet, liege die Breitbanddurchdringung in Österreich bei 27 Prozent, damit im guten europäischen Mittelfeld und noch deutlich vor Deutschland mit 23 Prozent.

"In Weißrussland besser behandelt als in Brüssel"

Die verbalen Konflikte zwischen EU-Kommission und Telekom Austria hatten sich schon zuletzt verschärft. Vor drei Wochen erklärte Telekom-Austria-Chef Boris Nemsic in der "Financial Times": "Wir wurden in Weißrussland viel besser behandelt als in Brüssel. Das ist kein politisches, sondern ein geschäftliches Statement." Der Versuch der EU-Kommission, die Endverbraucher-Preise zu regulieren, erinnere ihn an den Kommunismus. Damalige Replik der EU-Kommission: Die Aussagen stünden offensichtlich im Zusammenhang mit den jüngsten Bilanzzahlen des Konzerns. Die TA habe ihre Mobilfunk-Einnahmen im vergangenen Jahr um zehn Prozent erhöht. "Wir wissen nicht, worüber er sich beschwert."(APA)