Brüssel - Die EU-Kommission hält den ehemaligen Monopolisten im österreichischen Telekommunikationsmarkt, die börsenotierte Telekom Austria (TA), für zu dominant. Im Mobilfunkbereich gebe es zwar starken Wettbewerb und sehr niedrige Tarife, stellt die EU-Kommission in ihrem am Mittwoch in Brüssel vorgelegten Fortschrittsbericht fest. In der Festnetztelefonie sei aber die TA weiter Marktführer und habe ihre Position in einigen Bereichen sogar noch ausgebaut, heißt es darin. Zudem sei Österreich bei fixen Breitbandanschlüssen unter den EU-Schnitt zurückgefallen.

Bei Festnetzanschlüssen hat die Telekom Austria laut EU-Kommission einen Marktanteil von 88,7 Prozent. Bei den ADSL-Breitbandanschlüssen verfüge der Ex-Monopolist mit 62 Prozent sogar über den größten Marktanteil. Der Marktanteil der alternativen Anbieter im fixen Breitbandmarkt - inklusive Kabelnetzbetreiber - ist dem Bericht zufolge zwar zwischen Oktober 2006 und Oktober 2007 von 60 auf 62 Prozent gestiegen. Allerding gebe es immer wieder Beschwerden über Hürden, die die Telekom Austria aufstelle, wenn die Alternativen deren Netzinfrastruktur nützen wollen. Hier fehlen es dem Regulator an geeigneten Instrumenten, um dagegen vorzugehen, so die EU-Kommission.

Handlungsbedarf beim Breitbandausbau

Handlungsbedarf ortet die Brüsseler Behörde generell beim Ausbau der Breitbandanschlüsse in Österreich: Wurden 2006 noch 372.000 neue Anschlüsse gelegt, waren es 2007 nur 239.000. Mit einer Breitbanddurchdringung von 19 Prozent (Oktober 2007) lag Österreich sogar hinter dem EU-Schnitt von zuletzt 20 Prozent (Jänner 2008). Die österreichische Regierung müsse eine Strategie gegen diesen Trend entwickeln, fordert die Brüsseler Behörde.

Insgesamt wurden laut EU-Fortschrittsbericht 2007 in Österreich im Mobilfunkgeschäft 3,69 Mrd. Euro umgesetzt, im Festnetzbereich 2,26 Mrd. Euro. Die Handynutzungsrate lag im Vorjahr bei 113 Prozent und damit über dem EU-Schnitt von 111,8 Prozent. Insgesamt haben die vier Handynetzbetreiber im Vorjahr rund 427 Mio. Euro investiert. Besonders stark zugelegt hat 2007 das Geschäft mit mobilen Breitbandzugängen über UMTS-Datenkarten, nicht zuletzt wegen der Einführung von niedrigen Pauschaltarifen, so die EU-Kommission.

300 Milliarden Umsatz

In den 27 EU-Staaten insgesamt wurden im Telekommarkt 2007 rund 300 Mrd. Euro umgesetzt, etwa zwei Prozent der gesamten EU-Wirtschaftsleistung und um 1,9 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Mobilfunkbereich wuchs um 3,8 Prozent auf 137 Millionen Euro, während der Umsatz im Festnetzmarkt - trotz guter Gechäfte mit Breitband - um 5 Prozent zurückging. Die Investitionen der Branche lagen, ähnlich wie im US-Markt, bei 50 Mrd. Euro, die Hälfte davon durch neue Anbieter. Die Handy-Gesprächsgebühren gingen 2007 laut dem Bericht um 14 Prozent zurück, 12 Millionen Kunden haben ihren Betreiber gewechselt. (APA)