Paris - Die Lehrer in den französischen mittleren und höheren Schulen streiken gestern gegen einen von der Regierung geplanten Postenabbau im Bildungswesen. Zum Ausstand riefen die Gewerkschaften CGT, FO, SUD und SNES-FSU auf. Sie erwarten sich eine Beteiligung von 30 bis 35 Prozent des Lehrpersonals.

Viele Posten werden gestrichen

Nach Gewerkschaftsangaben werden mit dem nächsten Schuljahr insgesamt 11.200 Posten gestrichen, 8.830 davon in den öffentlichen Mittelschulen. Nach Angaben der führenden Lehrergewerkschaft SNES-FSU sollen bis 2012 insgesamt 80.000 Stellen im Bildungswesen abgebaut werden. "Dies bringt die Organisation des Bildungswesens in Gefahr und verschlechtert die Arbeitsbedingungen der Lehrer und der Schüler", betonte SNES-FSU-Generalsekretärin Claudie Martens.

Die Lehrer protestieren auch gegen einen von Präsident Nicolas Sarkozy (UMP) in Auftrag gegebenen Expertenbericht, der eine Umstrukturierung des Schulwesens vorsieht. Nach Ansicht der SNES-FSU plant Sarkozy Eingriffe im Bereich der Arbeitszeit, "was den Status und die Aufgaben des Lehrpersonals in Gefahr bringen würde". Der Bericht wurde Bildungsminister Xavier Darcos (UMP) Anfang Februar überreicht. Seine Schlussfolgerungen dürfte er im April oder Mai bekanntgeben.

"Kurz Matura"

Überdies protestieren Lehrer und Elternvereinigungen gegen die geplante Einführung eines Reifediploms nach einer nur dreijährigen Berufsausbildung. Gegenwärtig sind für den Erwerb der Matura in Frankreich vier Schuljahre nötig. Eine solche "Kurz-Matura" würde die Bildungsstandards in Frankreich verschlechtern, protestierten die Lehrer.

Zuletzt hatten die Lehrer am vergangenen 24. Jänner für höhere Löhne gestreikt. Damals betrug die Streikbeteiligung in den Schulen nach Angaben der Gewerkschaften 54 Prozent und nach Angaben des Bildungsministeriums 34,2 Prozent. Am Dienstag steht aus denselben Gründen ein Protesttag der Volksschullehrer auf dem Programm, allerdings ohne Streikaufruf. (APA)