Wien - Nur mehr wenige Wochen vor dem Anpfiff zur EURO 2008 klagt die Polizeigewerkschaft über Missstände bei der Versorgung der Beamten. "Die Unsicherheit bei den Kollegen ist ziemlich groß", so Harald Segall und Josef Sbrizzai vom Fachausschuss der Personalvertretung der Wiener Polizei gegenüber der APA.

Acht Punkte haben die Polizeigewerkschafter zusammengetragen, die es rund 80 Tage vor Start zu lösen gilt. So gebe es Unklarheiten beim Dienstplan, es fehlten noch immer 400 Schlafplätze und auch die medizinischen Versorgung sei noch ein offenes Problem. Gespräche mit dem Innenministerium gebe es zwar, betont Sbrizzai, viel an Information sei allerdings noch nicht nach außen gedrungen. "Es ist alles schon höchste Eisenbahn“, sagt Sbrizzai.

Fehlende Schlafplätze

Zu den dringenden Problemen zählt die Versorgung mit Unterkünften: 600 Betten werden benötigt, 200 Schlafplätze sind bis jetzt akzeptiert worden. Der Rest sei "unzumutbar". An einem vorgeschlagenen Ort habe es nur zwei Toiletten für rund 100 Beamte gegeben.

Um einen reibungslosen Ablauf während der EM zu gewährleisten, müssten Polizeikasernen personell aufgestockt werden. Der Betrieb in der Meidlinger Kaserne sei mit dem derzeitigen Personal schon jetzt nicht aufrechtzuerhalten.

Kein Sonderbudget vorgesehen

Für die medizinische Betreuung gibt es von Gewerkschaftsseite zwei Forderungen: Verletzte Beamte müssten sofort und an Ort und Stelle von der Rettung versorgt werden. Weiters befürchten die Polizisten, im Krankenhaus etwa mit gewaltbereiten Hooligans im selben Zimmer untergebracht zu werden. Um dies zu verhindern, solle ein eigener Bereich für die Beamten im Krankenhaus eingerichtet werden.

Selbst an finanziellen Mitteln für die Sicherheit während der Euro soll es mangeln: Ein Sonderbudget soll laut Innenministerium nicht vorgesehen sein. Man müsse mit den regulären Mitteln auskommen. Sbrizzai: "Wir haben den Verdacht, dass wir selbst einsparen müssen."

Dienstzeiten

Was die Dienstzeiten der Beamten betriff, fordert die Gewerkschaft einen Dienst von maximal 24 Stunden und anschließend 48 Stunden frei, um sich zu erholen. Mit den Überstunden werde man sowieso auf mindestens 100 Stunden in der Woche kommen, schätzt die Gewerkschaft. Dazu kommt die Frage der Kinderbetreuung. Durch die steigende Anzahl weiblicher Mitarbeiter werde auch diese zum Problem.

Flexibel und der "Lage angepasst" Während sich die Personalvertretung der Polizei über zu wenig Information bezüglich eines Einsatzkonzeptes ärgert, gibt das Innenministerium an, zumindest ein solches zu haben. In der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage, die die SPÖ gestellt hatte, heißt es außerdem, dass die Einteilung der Dienstzeiten flexibel und der "Lage angepasst" erfolgen würde. (APA)