Wien - Das Fluchtachterl, das eine Extra-Biertschi und das Verdauungsschnapserl haben in Niederösterreich im Vorjahr mehr Leid als in jedem anderen Bundesland ausgelöst: Gleich um 18,9 Prozent schnellte im Land unter der Enns die Zahl der Alko-Unfälle im Jahr 2007 nach oben, zeigt die am Montag veröffentlichte Verkehrsunfallstatistik. Exakt 548-mal war sich die Polizei sicher, dass bei einem Crash Alkohol im Spiel war - die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen, da Tote und Bewusstlose nach einem Unfall nicht auf ihren Promillespiegel hin untersucht werden.

Völlig allein steht Niederösterreich damit aber nicht da. Trotz des vermehrten Einsatzes von Alkoholvortestgeräten gab es in ganz Österreich um sechs Prozent mehr Unglücke, an denen Alkoholisierte beteiligt gewesen sind. Die Zahl der Verletzten stieg im Vergleich zum Jahr 2006 gar um 7,1 Prozent auf 3819 Menschen. Nur Todesopfer waren gleich viele zu betrauern: 56 Männer und Frauen starben auch 2007 wieder bei Alko-Unfällen. Historischer Tiefststand

Die gesamte, von der Statistik Austria geführte Bilanz der Unglückszone Straße lässt sich in zwei Richtungen lesen. Einerseits herrscht allseits Freude darüber, dass im Vorjahr so wenige Menschen wie noch nie seit 1961 (dem Beginn der Aufzeichnungen) tödlich verunglückt sind. Insgesamt 691-mal mussten Todesurkunden ausgefüllt werden. Das höchste Risiko hatten dabei die Pkw-Insassen (378 Tote) vor den Fußgängern (108 Tote) und den Motorradfahrern (95 Tote).

Der bedenkliche Gegentrend zu den seit Jahren sinkenden Totenzahlen ist der Anstieg bei den Unfällen mit Personenschaden (insgesamt plus drei Prozent) und jener der Verletzten (plus 2,5 Prozent) auf 53.211 Menschen. Die langen Wochenenden haben dabei eine besondere Rolle gespielt. Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam waren im Vorjahr auf den Asphaltbändern deutlich blutiger als in früheren Jahren. Rund ein Viertel der Zuwächse bei Unfällen und Verletzten des gesamten Jahres ereignete sich im Jahr 2007 an diesen vier Kurzurlaubsmöglichkeiten. (moe/DER STANDARD, Printausgabe, 18. März 2008)