Bregenz - "Von oben herab geht gar nichts." Das musste Vorarlbergs Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Manfred Rein (ÖVP) laut eigener Aussage erkennen, als er 1995 als Neuling in der Landesregierung eines seiner Lieblingsprojekte, ein landesweites Routennetz für Mountainbiker, realisieren wollte. Bauern- und Jagdfunktionäre schalteten auf stur. Eigentumsfragen und Revierverhalten gaben den Ton an. Und auch Bergradler konfrontierten Rein mit einem deftigen "Bischt närrsch?". Denn deklarierte Routen nehmen die Bikerfreiheit, wurde dem Politiker, der selbst ein leidenschaftlicher Radler ist, beschieden. Rein: "So ist das Projekt eingeschlafen."

Um 13 Jahre später eine Neuauflage zu erfahren. Dieses Mal hat Rein den Landwirtschafts- und Umwelt-Landesrat Erich Schwärzler, ebenfalls ÖVP, auf seiner Seite. "Wir fahren nicht über Bauern und Waldbesitzer drüber", versicherte Schwärzler bei der Präsentation des Pilotprojektes "Walgau-Sonnenseite" am Montag, "sondern versuchen, Tourismus und Landwirtschaft zu Partnern zu machen." Um Reins Ziel, 5000 Kilometer Bike-Routen in zehn Jahren, erreichen zu können, lockt die Landesregierung Bauern und Wegbesitzer mit Förderungen (60 bis 70 Prozent von Instandhaltung und Neubau), nimmt ihnen Organisatorisches, Versicherung und Haftung ab. 300.000 Euro pro Jahr will das Land dafür ausgeben.

Pilotprojekt ab Frühling

Zehn Gemeinden der Region Walgau (Bezirke Feldkirch und Bludenz) starten im Frühling mit einem Pilotprojekt. 78 Kilometer gut beschilderter und gepflegter Mountainbike-Routen soll es bis zum Sommer geben. Betreiber des Radlernetzes sind die Gemeinden. Walter Rauch, Bürgermeister von Düns: "Das ist für die Bauern das wesentliche Argument, weil sie damit bei Haftungsfragen nicht mehr Ansprechpartner sind."

Zurzeit hat Vorarlberg 272 Kilometer legale Mountainbike-Strecken. Mit 3600 Kilometer Güter- und Forstwegen ist das Ausbaupotenzial groß. (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 18. März 2008)