Den Haag/Wien/Peking - In der tibetischen Hauptstadt Lhasa ist es am Sonntag erneut zu Zusammenstößen zwischen Tibetern und Sicherheitskräften gekommen. Bewohner berichteten der Deutschen Presse Agentur (dpa) in Peking telefonisch von Zwischenfällen im westlichen Teil der Stadt. Es gebe aber keine näheren Informationen.

Über neue Proteste von Mönchen berichtete das exiltibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie in Indien auch aus einem Kloster in Tongren (Rebkong) in der Provinz Qinghai. 300 Mönche des Rong Gonchen-Klosters hätten nach einer Gebetsstunde am Sonntag zur Kreisregierung ziehen wollen, seien aber innerhalb weniger Minuten von Sicherheitskräften daran gehindert worden. Sie seien danach in einem Hof festgehalten worden.

Chinesische Botschaft in Den Haag angegriffen

In Zusammenhang mit den Protesten gegen Pekings Tibet-Politik haben am Sonntag 400 Demonstranten versucht, die chinesische Botschaft in Den Haag in den Niederlanden zu stürmen. Wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" in ihrer Internetausgabe weiter berichtete, wurde dabei ein Teil der Umzäunung der diplomatischen Vertretung zerstört.

Einigen Demonstranten gelang es, die chinesische Fahne herunterzureißen und sie durch eine tibetische zu ersetzen. Die niederländische Polizei nahm drei Demonstranten fest, die auf das Botschaftsgelände vorgedrungen waren.

Plassnik fordert "sofortiges Ende der Gewalt"

Die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik hat am Sonntag die "tiefe Beunruhigung Österreichs über die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen in Tibet" zum Ausdruck gebracht und ein "sofortiges Ende der Gewalt und des Blutvergießens" gefordert. Plassnik appellierte laut einer Aussendung des Ministeriums an die chinesischen Behörden, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu respektieren und "jede unangemessene Gewaltanwendung gegen Demonstranten" zu vermeiden.

Zudem rief die Außenministerin Peking dazu auf, den direkten Dialog mit dem tibetischen Exil-Oberhaupt, dem Dalai Lama, aufzunehmen. "Von einem solchen Dialog könnten entscheidende Impulse für ein friedliches Zusammenleben der Menschen in Tibet ausgehen. Er ist seit langem überfällig."

Die Entwicklungen der vergangenen Tage zeigten, "wie wichtig weitere Maßnahmen zum Schutz der Kultur und der Religion der Tibeter sind", so Plassnik. Österreich werde sich dafür gemeinsam mit seinen EU-Partnern gegenüber Peking weiterhin aus Überzeugung einsetzen.

Österreich habe stets großes Interesse an einer guten Entwicklung und Intensivierung seiner Beziehungen zu China gezeigt. Dies bleibe ein wichtiges Anliegen der österreichischen Außenpolitik, wie auch der Europäischen Union insgesamt. Die EU lege großen Wert auf einen konstruktiven "Dialog auf Augenhöhe" mit China, "wobei auch Fragen der Menschenrechte stets ein wesentlicher Teil sind", heißt es in der Pressemitteilung weiter. (APA)