Johannesburg - Eine unmittelbar bevorstehende Intervention der Afrikanischen Union (AU) auf der abtrünnigen Komoren-Insel Anjouan im Indischen Ozean ist in letzter Minute gestoppt worden. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki habe den AU-Vorsitzenden, Tansanias Staatschef Jakaya Kikwete, in einem Telefonat von der Invasion abbringen können, berichtete die Zeitung "Sunday Independent" am Sonntag in Johannesburg. Zuvor habe Mbeki einen Brief des von der Zentralregierung nicht anerkannten Präsidenten Anjouans, Mohammad Bacar, erhalten. Der Inhalt des Schreibens wurde nicht bekannt.

Unabhängigkeit von Frankreich

Seitdem sei Südafrika an der Suche nach einer friedlichen Lösung des Konflikts beteiligt, die eine Intervention überflüssig mache. Die Komoren bilden einen föderalen Inselstaat vor der ostafrikanischen Küste und umfassen drei der vier Hauptinseln des Archipels. Seit Erlangung der Unabhängigkeit von Frankreich 1975 hat es auf den drei Komoren-Inseln immer wieder Putsche gegeben. Die vierte Insel, Mayotte, hatte sich 1974 für den Verbleib bei Frankreich entschieden.

Die drei Inseln Grande Comore, Mohéli und Anjouan bilden einen Bundesstaat mit einem Präsidenten und drei Lokalregierungen. Die Insel wird von Oberst Mohammed Bacar regiert, der sich im letzten Sommer in einer illegalen Wahl zum Präsidenten küren liess und Anjouan faktisch vom Rest der Komoren abgetrennt hat. Die AU versucht daher, Bacar zur Preisgabe der Macht zu bewegen. Vergangenes Jahr verhängte sie Sanktionen gegen Anjouan, nun baut sie zusammen mit der Armee der Komoren ein militärisches Drohpotenzial gegen Bacar auf. Nach dessen Weigerung, die Insel zu verlassen, gebe es nur noch die militärische Option, hieß es seitens der AU.

Truppen auf der Nachbarinsel Die AU hatte eine Entscheidung zur Intervention auf einer Sondersitzung in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba getroffen. Tansania, Senegal, Sudan und Libyen hätten Truppen entsandt und auf einer Nachbarinsel stationiert, hieß es. In der AU sind - außer Marokko - alle 54 Staaten Afrikas zusammengeschlossen. Sie wurde 2002 in Südafrika nach dem Vorbild der Europäischen Union als Nachfolgerin der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) gegründet. (red/APA/dpa)