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Wales Kapitän Ryan Jones mit der Trophäe vor der jubelnden Meute inoffizieller Rugby-Europameister.

Foto:REUTERS/Dylan Martinez
Wien - Ein Sieg mit mindestens 20 Punkten Unterschied hätte es für Frankreichs Rugby-Nationalteam sein müssen, um am letzten Spieltag der Six Nations Wales in Cardiff noch am Turniersieg zu hindern. Herausgekommen ist ungefähr das Gegenteil: Mit einem souveränen 29:12-Erfolg krönten sich die Gastgeber in makelloser Manier zu Champions und sicherten sich zum Drüberstreuen auch noch den Grand Slam, welcher jener Mannschaft gebührt, die alle ihre fünf Spiele im Turnierverlauf gewinnen kann.

Da wurden auf den Rängen aufblasbare Narzissen wie Drachenfahnen gewachelt und das Stadion verwandelte sich in die größte Sangeshalle der Welt, als die Zuschauer zu Ehren ihrer Jungs die berühmten walisischen Choräle anstimmten. "Wir haben die verrücktesten Fans der Welt. Ich finde das großartig", sagte der frischgebackene Try-Rekordler Shane Williams. Zum 41. Mal legte er am Samstag das Ei für Wales hinter die Mallinie, einmal mehr als Gareth Thomas.

Die Roten kamen gleich gut ins Spiel, die Franzosen wurden in die eigene Hälfte zurückgedrängt und James Hook sorgte mit einem Penalty für die Führung und Beruhigung der Nerven. Frankreich begann fehlerhaft und fand gegen die walisische Defensive kein Mittel. Zwei weitere Kicks von Hook sowie deren zwei von Jean-Baptiste Elissalde für die Franzosen ergaben einen Halbzeitstand von 9:6.

Als den Blauen durch weitere drei Punkte von Elissalde doch der Ausgleich gelang, war es an "Welsh Wizzard" Williams, mit dem ersten Try der Partie die Zeichen wieder deutlich auf Sieg zu stellen. Die erfolgreiche Conversion durch Stehpen Jones, mittlerweile für Hook aufs Feld gekommen, verschaffte Wales einen beruhigenden Vorsprung. Frankreich, das alles in allem etwas enttäuschte, wirkte nun wie ein geschlagenes Team. In der Schlussphase brach dann der aus der Pension zurückgeholte Martyn Williams zum zweiten Try durch.

Williams, der flinke Flügel, war der Star des Turniers. Doch mit ihm die ganze Mannschaft, von der man eine solche Vorstellung nie und nimmer hatte erwarten dürfen. Noch im vergangenen Herbst war man sang und klanglos in der WM-Vorrunde an Fiji gescheitert, Rugby-Wales lag am Boden zerstört. Doch dann erschien mit dem neuen Nationaltrainer (der 13. in 19 Jahren) Warren Gatland der Messias. Der Neuseeländer stabilisierte sein unzweifelhaft talentiertes Personal ohne dass das Flair des walisischen Laufspiels darunter leiden musste. Insbesonders disziplinierte er die Defensive und brachte Scrum und Lineout auf Weltklasse-Niveau. Das Resultat: Wales gelangen von allen Teams bei weitem die meisten Tries und musste seinerseits die wenigsten hinnehmen.

Der unwahrscheinliche Auswärtserfolg im Auftaktspiel gegen England, als eine eigentlich schon verlorene Partie gedreht werden konnte, schickte Wales in einen Orbit in dem alles von allein zu klappen schien. Williams: "Das gab uns Selbstvertrauen und bedeutete, dass wir mit einem Lächeln im Gesicht spielen konnten. Wir sind eine viel bessere Mannschaft, wenn wir happy sind."

Und Gatland trat an, um das ihm anhaftende Image des Diktators wie folgt zu widerlegen: "Es gibt nur drei Dinge auf die ich bestehe: Intensives und ordentliches Training, harte Arbeit in der Kraftkammer und die Art von Spiel, die ich von meiner Mannschaft sehen will. Über alles andere kann man reden." Noch Fragen? (Michael Robausch)

Ergebnisse Six Nations, fünfter und letzter Spieltag:

  • Wales - Frankreich 29:12 (9:6)

    Wales - Tries: Shane Williams, Martyn Williams. Conversions: Stephen Jones (2). Penalties: James Hook (3), Jones (2)

    Frankreich - Penalties: Jean-Baptiste Elissalde (3), Dimitri Yachvili.

  • England - Irland 33:10 (13:10)

    England - Tries: Paul Sackey, Jamie Noon, Matthew Tait. Conversions: Danny Cipriani (3). Penalties: Cipriani (4)

    Irland - Try: Rob Kearney. Conversion: Ronan O'Gara. Penalty: O'Gara

  • Italien - Schottland 23:20 (10:17)

    Italien - Tries: Penalty try, Gonzalo Canale. Conversions: Andrea Marcato (2). Penalties: Marcato (2). Drop-goal: Marcato.

    Schottland - Tries: Allister Hogg, Mike Blair. Conversions: Chris Paterson (2). Penalties: Paterson, Dan Parks