Peking/Wien - Keine 20 Quadratmeter groß war das Gebäude, in dem 1984 elf Ingenieure in Peking mit einem Startkapital von etwa 25.000 Dollar ein Unternehmen namens Legend gründeten, mit dem hehren Ziel, dem chinesischen Volk die Vorteile der Informationstechnologie zu erschließen. Gut zwei Jahrzehnte später ist das 2003 in Lenovo umbenannte Unternehmen in Sachen PC, Notebook und Handy nicht nur in Asien mit einem Anteil von rund 21 Prozent der größte Akteur im Markt.

Mit der Übernahme der traditionsreichen PC-Sparte der IBM für 1,25 Mrd. Dollar (zum damaligen Zeitpunkt 929 Mio. Euro) katapultierten sich die Chinesen 2005 über Nacht zum damals weltweit drittgrößten Computerbauer empor. Es war dies die größte Auslandsübernahme, die bis dato ein Unternehmen der Volksrepublik China getätigt hatte.

Schon 2001, als der heutige Chairman of the Bord Yuanqing Yang (44) zum CEO ernannt wurde, war er davon überzeugt, dass das Unternehmen über die Grenzen Chinas expandieren müsse, um auf Dauer mit der Schlagkraft ausländischer PC-Riesen (wozu letztlich auch die taiwanische Acer gehört) mithalten zu können. Globalisierung stand fortan auf der Prioritätenliste ganz oben.

Marketing in Indien, Produktion in China

Yang sitzt heute in Raleigh (wo IBM unter anderem ein Forschungszentrum betreibt), CEO Bill Amelio (der von Dell zu Lenovo wechselte) operiert von Singapur aus, das weltweite Marketing wird vom indischen Bangalore aus gesteuert, produziert wird in China und Indien. Die Expansion in Märkte außerhalb Chinas wird mit viel Kalkül vorangetrieben. In Polen wird derzeit die erste Lenovo-Fabrik in Europa gebaut. Mit coolen High-End-Notebooks soll der Einstieg in den Privatkundenmarkt in Europa und den USA gelingen.

2007 erzielte Lenovo mit 20.000 Mitarbeitern 14,6 Mrd. Dollar Umsatz, der Gewinn lag bei 2,0 Mrd. (plus 9,6 Prozent). Im Vorjahr legte die Lenovo-Aktie sechsmal so stark zu wie die der US-Rivalen HP und Dell. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.3.2008)