Jürgen Vogel, Max Riemelt

Foto: Constantin

Wien - Lehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) schwimmt vor dem Unterricht ein paar Runden im See, er trägt Jeans und T-Shirts mit Aufdrucken diverser Punkbands, kümmert sich gut gelaunt um den Haushalt und freut sich auf das erste gemeinsame Kind. Seine Lebensgefährtin Anke (Christiane Paul) arbeitet an der selben Schule, ihre Beziehung verläuft in zärtlicher Harmonie. Energiegeladen grölt Wenger auf der Fahrt zur Arbeit ein paar Songs. Da hat jemand Spaß an seinem Job.

Für die Oberstufe steht die alljährliche "Projektwoche" an, in der die 18-jährigen Schüler sich für einen Kurs eintragen. Nicht nur der Lehrer, sondern auch die Schüler werden schematisch charakterisiert: der laute Deutsch-Türke, einige Schüler im Batik-Look, ein paar Rocker und Punks, der Snob aus reichem Elternhaus. Sie alle mögen ihren Rainer, duzen ihn und warten ab, was ihr "linker" Liebling im Kurs "Autokratie" zu sagen hat. Für Wenger zeichnet sich nach dem ersten Unterrichtstag die Richtung seines Kurses ab: Wie entsteht eine Diktatur?

Die Berufenen

Wenger verpackt die altbekannten Warnhinweise in zunächst spaßige Aktionen. Eine klar erkennbare Gemeinschaft braucht Regeln, einen Namen, eben "Die Welle" - und einen Gruß, damit man die Mitglieder auf den ersten Blick erkennt. Doch das Projekt gerät aus dem Ruder. Es sind natürlich jene, die familiäre Wärme vermissen, die sich nun berufen fühlen, jene Schüler zu diskriminieren, die die Gruppe gefährden.

Es kommt zu ersten tätlichen Übergriffen, und auch in Wengers Beziehung kriselt es, da seine Freundin sich geschockt zeigt, dass er die neu entstandene Disziplin in seiner Klasse zu genießen beginnt. Beim großen Showdown in der Schul-Aula, bei dem Wenger in einer imposanten Rede die "Welle"-Mitglieder aufrüttelt, stürzt er so manches Mitglied in Verzweiflung. Die Folgen sind dramatisch.

Schon im Originalroman "The Wave" von Morton Rhues aus dem Jahr 1981 finden sich die entsprechenden Figurenzeichnungen, und man wird auch in den heutigen Schulzimmern noch auf sie stoßen. Dem 35-jährigen Regisseur Dennis Gansel ("Napola - Elite für den Führer"), der hier zum zweiten Mal mit Vogel zusammenarbeitet, gelingt es, den Stoff für die heutige Zeit zu aktualisieren. Vogel brilliert als Lehrer, Max Riemelt als Schüler Marco geht unter die Haut.

Allerdings lässt einem die Moral hinter manchem Klischee die Haare zu Berge stehen. Nur ein Beispiel: Marco fühlt sich von seiner alleinerziehenden Mutter vernachlässigt. Für ein paar Sekunden sehen wir warum: Die Mutter turtelt in der heimischen Wohnung mit einem wesentlich jüngeren Liebhaber herum. Marco schließt die Augen. (Claudia Siefen / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.3.2008)