Eine der gefälschen 50-Cent-Münzen.

Foto: LKA Steiermark
Wien - Die vier Freunde hätten noch viele gefälschte 50-Cent-Münzen produzieren müssen, bevor sich die Investition in Pressen, Fräsen, Computerprogramme und Messing überhaupt rentiert hätte. Bei insgesamt acht Falschmünzen war dann allerdings Schluss. Ermittler haben vergangene Woche ihre Fälscherwerkstatt in einer Halle südlich von Graz ausgehoben - die erste in Österreich übrigens. In Europa werden jährlich ein bis zwei Münzfälscherwerkstätten aufgedeckt.

Die gefälschten italienischen 50-Cent-Münzen hätten im Ausland in echtes Bares umgetauscht werden sollen. "Die mutmaßlichen Täter waren noch im Versuchsstadium", sagte Erwin Strametz von der steirischen Sicherheitsdirektion am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die falschen Münzen wurden aufwändig händisch gepresst. "Die Prägung war relativ flach, Fräspuren waren ebenfalls noch zu erkennen und auch mit dem Rand hat es noch nicht richtig geklappt", schilderte Liane Rupprecht von der Münze Österreich. Aber, so Rupprecht, "Fälscher lernen schnell".Das Rohmaterial, das gefunden wurde, hätte noch für bis zu 2000 Übungsstücke gereicht.

Der mutmaßliche Haupttäter, ein 37 Jahre alter beschäftigungsloser Lkw-Fahrer, hat die Fahnder noch dazu selbst auf die Fälscherwerkstatt aufmerksam gemacht. In der Meinung eine besonders gefinkelte falsche Spur zu legen, hat er über einen Mittelsmann die Geschichte einer angeblichen mobilen Falschmünzproduktion in einem Lkw lanciert. Dabei gab er genaue Details jener Gerätschaften preis, die später in der Werkstatt gefunden wurden. Was der Mann nicht wusste: Die Kriminalisten hatten auch von einem anderen Informanten einen Tipp gekriegt und ermittelten bereits gegen ihn.

Der 37-Jährige ist wegen Gewaltdelikten schon amtsbekannt. Als Cobra-Leute am Freitag vergangener Woche um sechs Uhr früh sein Haus stürmten, hatte der Mann eine abgesägte Schrotflinte griffbereit im Schlafzimmer liegen. Ihm und seinen drei Fälscher-Kollegen, 26, 36 und 37 Jahre alt, drohen nun bis zu zehn Jahre Haft. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD - Printausgabe, 14. März 2008)