Dass Die lustige Witwe vor hundert Jahren tatsächlich recht lustig gewesen sein dürfte, beweisen ihre Popularität und die andauernden hartnäckigen Versuche, sie dem heutigen Publikum schmackhaft zu machen. Dass sich Handlung (trotz zeitkritischer Satire und durchaus aktueller Gegenwartsbezüge) und Musik hoffnungslos überlebt haben, kann auch die Inszenierung des bekennenden Operettenfans, des Stadttheater-Intendanten Josef E. Köpplinger, nicht ungeschehen machen:

Er versucht den abgenützten Dialogen und vorgestrigen Witzchen neues Leben einzuhauchen, indem er bewusst übersteigert, harmlos ironische Liebeskundgebungen in zuckerlfarbenen Kleinkino-Kitsch (Bühne: Heidrun Schmelzer) abgleiten lässt und mehr oder weniger tief schürfende Grundaussagen ("Himmel voller Geigen") plakativ verdeutlicht. Sein omnipräsenter "Tod" wandelt zwischen erotischer Anbahnungsstrategie und endzeitlicher Grundstimmung. Ein engagiertes Ensemble spielt sich mit bewundernswertem Einsatz durch die Wirren des Librettos: Allen voran Boris Grappe als Gesandtschaftsattaché Graf Danilo, der sowohl stimmlich als auch darstellerisch zu überzeugen weiß. Marta Kosztolanyis Ausstrahlung als sinnbetörende Millionenerbin beschränkt sich auf soliden Gesang. Chor und Orchester unter der Leitung von Peter Marschik bringen die Partitur routiniert zum Klingen. (bay/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12. 3. 2008)

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