Die "Kraft" ist wieder da. Dienstagabend wurde die neue Anlage des jüdischen Sportvereins "Hakoah" im Wiener Prater eröffnet. Das Datum am Vorabend des 70. Jahrestages der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich wurde bewusst gewählt, wurde der Platz doch noch im März 1938 "arisiert". Wirklich fertig wird der Neubau allerdings erst im kommenden Mai.

"Heute können wir feststellen, dass das 'Dritte Reich' in den Staub gefallen ist und die NS-Ideologie geächtet ist. Und die Hakoah lebt", sagte Präsident Paul Haber am Dienstag in einer Pressekonferenz. Der Sportplatz heißt offiziell "SC Hakoah Karl Haber Sport- und Freizeitzentrum" und ist damit nach dem Vater des Sportmediziners und Ex-Schwimmers benannt, der sich ab 1946 um die Neugründung des einstmals größten Allround-Sportvereins der Welt bemühte.

7,2 Millionen Euro

Rund 7,2 Mio. Euro hat der Neubau gekostet, der ungefähr ein Drittel der einstigen Fläche einnimmt. Diese Summe hat der Verein aufgrund des Washingtoner Abkommens zur Entschädigung für den Vermögensraub der Nazis erhalten. Das Grundstück hat die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) der Stadt abgekauft, es ist an die Hakoah verpachtet. Die Nutzfläche beträgt 3.000 Quadratmeter, die Freifläche 14.500 Quadratmeter.

Konfessionsübergreifend

Kernstück ist die neue Sporthalle mit einer Zuschauertribüne für 300 Besucher. Im Clubgebäude gibt es Fitnessgeräte, ein koscheres Restaurant, einen Wellness-Bereich, Garderoben und Kinderbetreuungseinrichtungen. Auch nicht-jüdische Sportler sind willkommen, erklärte Geschäftsführer Ronald Gelbard: "Wir sind ein jüdischer Verein, aber man kann unsere Einrichtungen konfessionsübergreifend benutzen."

Ab 2009 soll es im Sportzentrum ein eigenes Hakoah-Museum geben, das die Geschichte des Traditionsvereins dokumentiert. Aus Kostengründen nicht realisiert wurde vorerst die unterirdisch geplante Schwimmhalle. Sie könnte aber in Zukunft unter dem bestehenden Parkplatz entstehen. (APA)